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Eine aktuelle Studie zum Thema "Karriereverlauf von Zeitarbeitern" im Auftrag der WKO will das Image wieder ins rechte Licht rücken.

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Leiharbeiter, Leasingarbeiter - Begriffe, die es schon aus humanitären Gründen nicht geben soll, wie Gerhard Flenreiss, Bundesobmann der Personaldienstleister bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) bei der heutigen Pressekonferenz meint. "Ich verleihe meinen Kugelschreiber, ich verleihe aber nicht meinen Mitarbeiter." Ein Missverständnis, das sinnbildlich für die Geschichte des Zeitarbeiters steht. Das öffentliche Bild werde von Klischees und Mutmaßungen dominiert: Zeitarbeiter seien Opfer, die Dauer des Beschäftigungsverhältnisses sei kurz, die Bezahlung miserabel.

Eine aktuelle Studie zum Thema "Karriereverlauf von Zeitarbeitern" im Auftrag der WKO will das Image wieder ins rechte Licht rücken. Dazu wurden anonymisierte Individualdaten des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger herangezogen und analysiert. Zielgruppe der Studie waren all jene Personen, die im Jahr 2007 mindestens ein Beschäftigungsverhältnis mit einem Überlassungsunternehmen hatten. Von diesen Personen wurden alle Versicherungsverhältnisse der Jahre 2006, 2007 und 2008 ausgewiesen. Als Fazit hebt Flenreiss hervor: "Zeitarbeit ist kein ausländisches Thema. Es ist wie beim Ski-Springen: Zuerst kommen Österreicher, dann lange nichts, dann ein paar Deutsche und irgendwann die anderen Länder." In Zahlen heißt das: 66,71 Prozent der Zeitarbeiter haben die österreichische Staatsbürgerschaft, an zweiter Stelle kommen die Deutschen mit 8,32 Prozent, auf Platz drei und vier sind die traditionellen 'Gastarbeiter-Länder' Ex-Jugoslawen (7,97 Prozent) und Türken (4,86 Prozent) zu finden.

Hatte die Zeitarbeit ihren Ursprung in der Industrie, um in den Wachstumsjahren schnell auf die steigende Nachfrage reagieren zu können, sind mittlerweile die KMUs die stärksten Nutzer. Drei Viertel der Zeitarbeiter sind Arbeiter, ein Viertel Angestellte, insgesamt 100.000 im vergangenen Jahr. Mehr als 70 Prozent der neu beginnenden Zeitarbeiter waren vor ihrem Einstieg als arbeitslos gemeldet, etwas mehr als die Hälfte wurden nach der Beschäftigung wieder arbeitslos, 26 Prozent gingen danach ein anderes Beschäftigungsverhältnis ein.

Je besser qualifiziert, desto länger die Beschäftigung. Durchnittlich waren zuletzt 42 Prozent zwischen einem und zwei Jahren bei einem Arbeitgeber beschäftigt. Bei 26 Prozent war die Beschäftigungsdauer 24 bis 36 Monate und bei 32 Prozent sechs bis zwölf Monate.

Bessere Entlohnung

Laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger verdienen Zeitarbeiter deutlich besser als die "Stamm-Belegschaft" eines Unternehmens, was an dem eigens für Zeitarbeiter ausgehandelten Kollektivvertrag liegt. Flenreiss rechnet vor: "Vor ihrem Einstieg lag das Monatseinkommen im arithmetischen Mittel im Jahr 2006 bei 1.596 Euro. Die Zeitarbeit sorgte für ein Einkommensplus von gut 300 auf 1.925 Euro pro Monat." Und weiter: "Bei fixer Beschäftigung können Ex-Zeitarbeiter ihr Einkommen auf höherem Niveau stabilisieren - im Schnitt bei 1.834 Euro im Verlauf des Jahres 2008."

Ein weiteres Ergebnis der Studie zeigt, dass die Zeitarbeit zunehmend weiblich wird. Während - verursacht durch die Krise in der Industrie - die Zahl männlichen Zeitarbeitskräfte von 54.639 (Stichtagserhebung 2008) auf 43.893 (Stichtagserhebung 2009) zurückging, was einem Minus von fast 20 Prozent entspricht, blieb die Zahl der weiblichen Zeitarbeitskräfte nahezu konstant bei 13.442 (2008) und 13.337 (2009). Insgesamt steigt die Nachfrage nach Zeitarbeitern. Besonders gefragt sind Facharbeiter im Bereich Mess- und Regeltechnik, Ostsprachen und sozialpolitischer Berufe.

Bildungsfonds

"Der Kollektivvertrag für Zeitarbeiter beinhaltet zudem ein Weiterbildungspaket, das die Arbeitgeber dazu verpflichtet, für die Weiterbildung der von ihnen überlassenen Arbeiter zu sorgen", so Flenreiss. Die finanzielle Basis dafür bilde ein Bildungsfonds, der mit Anfang 2007 in Kraft getreten sei. Dieser werde durch eine Bündelung der finanziellen Mittel der Betriebe, der Mitarbeiter und der öffentlichen Hand durch das AMS gespeist und umfasste im abgelaufenen Jahr 1,3 Millionen Euro, erklärt der Bundesobmann. Überhaupt zeigt er sich optimistisch: "Die Aufträge der Zeitarbeitsunternehmen ziehen wieder an. Ein erstes Zeichen für den Aufschwung." (Sigrid Schamall, derStandard.at, 22.1.2010)