Johannes Ditz soll die Kärntner Sumpfblüten auszupfen.

Foto: STANDARD/Cremer

Dass Vorsitzende von Banken-Aufsichtsräten den in Geldhäusern obligatorischen Fit-and-proper-Test nicht absolvieren müssen, ist für den Neo-Präsidenten der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria ein Glück. Denn Johannes Ditz (59) wäre beim Tauglichkeitstest schon deshalb durchgefallen, weil er nie im Bankgeschäft war.
Auch in operativer Unternehmensführung konnte sich der ehemalige Finanzstaatssekretär und Wirtschaftsminister, der Privatisierungen maßgeblich vorangetrieben und Steuerreformen mitgestaltet hat, kaum Lorbeer verdienen. Abgesehen von einen Monat in der Chefetage von Mirko Kovats‘ Mischkonzern A-Tec im Februar 2006 (länger hat er es nicht ausgehalten beim Self-made-Millionär) kann der studierte Volkswirt diesbezüglich vor allem auf Stationen in der Staatswirtschaft verweisen: Bis zur Trennung von Post und Telekom 1999 war er für die Finanzen der aus dem Budget ausgegliederten Eigentümerholding PTA zuständig und danach in der Verstaatlichtenholding ÖIAG. Dort war er neben Rudolf Streicher der schwarze Part eines typischen rot-schwarzen Trachtenpärchens. Und, wie oft im Leben den ÖVP-Politikers, nur der Zweite. Wie auch bei der großen Steuerreform, deren Erfolg dem damaligen Finanzminister Ferdinand Lacina (SPÖ) angerechnet wurde und nicht seinem Staatssekretär Ditz; und natürlich beim legendären Schüssel-Ditz-Kurs, der im Herbst 1995 wohl in eine Neuwahl führte, aber nicht zum Sieg.

Die Folgen der daran (oder danach) zerbrochenen Freundschaft mit Wolfgang Schüssel sollte Ditz lang spüren: Als Kanzler überließ ihn Schüssel 2001 nicht nur den neuen blauen Machthabern über die Verstaatlichte (die ihn abservierten, nachdem er bei AUA und Telekom für Köpferollen und Chaos gesorgt hatte), sondern verbannte den damals 50-Jährigen aus Politik und Staatswirtschaft. Durchbrochen hat den Bann die damalige Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. Sie machte Ditz zum Estag-Präsidenten, um den Verkauf des steirischen Versorgers an die Verbundgesellschaft auf Schiene zu bringen, was aber nicht gelingen sollte.
Erst 2007 unter Wilhelm Molterer fasste der Marathonläufer aus Kirchberg am Wechsel in der Julius-Raab-Stiftung des ÖVP-Wirtschaftsbunds wieder Fuß. Zum Traumziel Himmelpfortgasse hat den Rapid-Fan freilich auch der Jakobsweg nicht geführt, sein Lieblingsamt Finanzminister blieb dem Vater dreier erwachsener Kinder verwehrt. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 22.1.2010)