Wien - Sensible Damen am Klavier, da ist die, ja, Fluch- und Fluchtgefahr im Saal oft groß. Joan Wasser, die unter dem exzentrischen Bühnennamen Joan As Police Woman auftritt, hat damit allerdings nichts zu tun. Zwar spielt die US-Amerikanerin abwechselnd Keyboards und Gitarre, doch ist bei ihr das Tasteninstrument definitiv auf Soul gestimmt, und die Gitarre würde Wasser zur Not auch jemandem überziehen. Wenn's sein muss.
Drei Alben hat die coole, in New York lebende Polizeifrau bislang veröffentlicht - allesamt divenhafte und lässig aus der Zeit fallende Werke, die sich im Balladentum als ebenso gefestigt erweisen wie im eleganten Popsong. Ein Talent, für das sie unter anderem schon von Rufus Wainwright oder Antony and the Johnsons als Mitglied ihrer Live-Bands in die Pflicht genommen wurde - oder auch von den Scissor Sisters, Lou Reed und Sparklehorse.
Live war die 39-Jährige bereits zweimal in Wien zu erleben und charmierte mit ihrer kleinen, aber so präzise wie gefühlvoll arbeitenden Band ihr Publikum, das sie mit verwegenen Perücken ebenso zum Schmunzeln brachte wie mit ihrem New Yorker Mundwerk.
Gegen Ende des Jahres oder Anfang 2011 soll ein viertes Album erscheinen, die Zeit davor verbringt Wasser auf einer kleinen Europa-Tournee, in deren Rahmen sie am kommenden Freitag in der Szene Wien gastiert.
Dabei werden wohl auch Songs ihres jüngsten Albums zu hören sein: Cover, wenig überraschend ein Coverversionenalbum, auf dem sie Songs von Public Enemy (She Watch Channel Zero), Jimi Hendrix (Fire) oder auch Britney Spears (Overprotected) in ihre originäre Welt überführt und daraus nonchalant vorgetragene, teilweise verrucht klingende Neuschöpfungen generiert.
Das Konzert der Woche, klare Sache! (Karl Fluch/DER STANDARD, Printausgabe, 20. 1. 2010)