Mokthar Belmokthar könnte die Schlüsselfigur im Wüstendrama sein, DER STANDARD berichtete. Der Schmugglerführer operiert zwischen Libyen Niger, Mali und Südalgerien. Ihm werden Verbindungen zu Al-Kaida nachgesagt.

Schmugglerbanden arbeiten seit Jahren eng mit radikalen Aufständischen aus dem Norden Algeriens zusammen. Sie sorgen für Waffen und (ausländische) Kämpfer für den Heiligen Krieg, der über 150.000 Tote brachte.

Erstmals wurden diese Kontakte bekannt, als die Armee 1994 in der Sahara einen Konvoi stoppte, der Waffen nach Algier brachte. Unter den Gefallenen und Verhafteten waren viele Sudanesen und Jemeniten. Die Regierung von Präsident Abdelaziz Bouteflika wird von radikalen Islamisten bekämpft.

Mokthar Belmokthar soll sich den "Salafistischen Gruppen für Predigt und Kampf" (GSPC) um Hassan Hattab angeschlossen haben. Die 500 Mann starke GSPC steht mit Al-Kaida von Osama Bin Laden in Kontakt. Belmokthar soll neue Basen für die Islamisten aufbauen, um die Verluste in Afghanistan und dem Sudan wettzumachen. Seit einiger Zeit machen unter Sahara-Fahrern Gerüchte die Runde, Reisende hätten "Lkw mit afghanisch gekleideten Männern" gesehen. In den Internetforen der Wüstenfreaks werden Tuareg mit ähnlichen Berichten zitiert.

Al-Kaida in Algerien

Diese Behauptungen passen zu den Aussagen des ehemaligen Taliban-Offiziers Fazul Rabi Said Rahman gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Er sagt, eine größere Gruppe von Al-Kaida-Kämpfern habe im vergangenen Herbst die afghanischen Berge in Richtung Algerien verlassen.

Ein anderer Beleg für die Bedeutung Algeriens für radikale Islamisten: Im September fiel bei einem Gefecht mit einer Sondereinheit der Armee Emad Abdelwahid Ahmed Alwan. Der Jemenite mit dem Decknamen Abou Mohamed war nach algerischen Angaben Osama Bin Ladens Abgesandter für Nordafrika. Er hatte vor seinem Tod die GSPC ausgebildet und mehrere Länder jenseits der Sahara bereist, um Kontakte zu knüpfen.

Belmokthars Mannen sind mit Geländewägen ausgerüstet, auf denen sie zum Teil Raketenwerfer und schwere Maschinengewehre installiert haben sollen. Dies behaupten die algerische Armee ebenso wie Vertreter der Polisario, die in der Westsahara für die Befreiung der ehemaligen spanischen Kolonie von der marokkanischen Besatzung kämpft.

Die verschwundenen Touristen könnten auf Belmokthars Truppe oder eines der neuen Lager gestoßen sein. Vor Jahren bedrohte Belmokthar die Rallye Paris-Dakar. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.4.2003)