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Zoran Zivkovic mit einem Bild seines Vorgängers Zoran Djindjic

Foto: Reuters/Milutinovic

Belgrad/Wien - Nach der Ermordung des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic scheinen sich die politischen Kräfteverhältnisse in Serbien deutlich geändert zu haben. Laut neuesten Umfragen ist nicht nur die Demokratische Partei (DS) des ermordeten Premiers klar voran, sondern finden auch die einst von Djindjic initiierten Reformen große Unterstützung in der Bevölkerung. "Die DS zieht derzeit eindrucksvoll die meisten potenziellen Stimmen an, sogar mehr als anderen zusammen", berichtete der Belgrader Sender "B-92" am Samstag.

Die vor dem Mord am 12. März mit großem Vorsprung auf Platz eins gelegene Demokratische Partei Serbiens (DSS) ist demnach klar hinter die DS zurück gefallen. Einen noch viel gravierenderen Absturz muss die Serbische Radikale Partei (SRS) des Ultranationalisten Vojislav Seselj hinnehmen. Sie würde aber noch den Einzug ins Parlament schaffen, ebenso wie "G17 Plus".

Ausnahmezustand

Der in mehrere Lager zerfallenen Sozialistischen Partei Serbiens (SPS) des früheren Präsidenten Slobodan Milosevic würde nicht ein Mal dies gelingen, zitierte "B-92" Ergebnisse einer vom Institut "Strategic Marketing" Ende März durchgeführten Umfrage. Zahlen gibt es aber wohl wegen dem noch immer geltenden Ausnahmezustand nicht.

Eine viel diskutierte Frage ist nun, ob es noch vor Mandatsende der DOS-Regierung im Jahr 2004 vorgezogene Wahlen geben wird. Die DSS fordert weiter vorgezogene Wahlen "so rasch wie möglich". Laut Vize-Vorsitzenden der DSS, Dragan Marsicanin, könne damit die "politische Krise in Serbien gelöst werden". Zugleich mit den Wahlen müsse in Serbien eine neue Verfassung verabschiedet werden, forderte Marsicanin.

Die DS hingegen setzt auf Kontinuität und will keine vorgezogenen Wahlen, obwohl sie derzeit nach Umfragen diese klar gewinnen würden. Wie der Direktor von "Strategic Marketing", Srdjan Bogosavljevic, erklärte, sei eine Mehrheit der serbischen Bürger erstmals nach eineinhalb Jahren der Meinung, dass es keine vorgezogenen Wahlen geben sollte - ein Standpunkt, den schon immer die DS eingenommen hat.

"Die DS ist jetzt die stärkste Kraft, kann aber nur schwer erklären, warum jetzt vorgezogene Wahlen stattfinden sollten." Alle würden glauben, dass sie dies nur ausnützen wolle, fügte er hinzu. Möglich wäre allerdings schon, dass Neuwahlen gemeinsam mit dem Referendum über eine neue Verfassung stattfinden könnten. (APA)