Jerusalem/Washington - Mit dem Häuserkampf haben die israelische Streitkräfte in den Palästinensergebieten Erfahrung. Ihren Verbündeten in Irak raten israelische Militärs deshalb von einem massiven Sturm auf Bagdad ab. Eine gewaltsame Einnahme der Fünf-Millionen-Stadt wäre "Selbstmord" für die US-Truppen, sagt der Experte Arnon Soffer vom National Defense College. Verdeckte Einsätze von Spezialkommandos, die Zusammenarbeit mit Überläufern zum gezielten Angriff auf Regierungsvertreter oder die Isolation der irakischen Hauptstadt halten israelische Militärs für wirkungsvoller.

Entscheidend für den militärischen Erfolg seien Geheimdiensterkenntnisse, sagt der frühere Chef des israelischen Militärgeheimdienstes, Ex-Generalmajor Schlomo Gasit. Ohne solche Informationen sei etwa der umstrittene Einmarsch in das Flüchtlingslager Dschenin vergangenes Jahr noch viel blutiger ausgefallen. 52 Palästinenser, die Hälfte davon Zivilisten, und 23 israelische Soldaten waren bei dem Einsatz in dem dicht besiedelten Gebiet getötet worden. Neben der Erstürmung von Bagdad hätten die alliierten Truppen noch weitere Möglichkeiten, sagte Militärgeheimdienstchef Aharon Seevi Farkasch in einem Interview: "die Abriegelung, Blockade... gezielte Tötungen, Festnahmen, Spezialeinsätze".

In Washington schätzt der israelische Reserveoffizier und Militärhistoriker Meir Payil, dass die US-Streitkräfte sich "an unserer Technik orientieren werden". In begrenzten nächtlichen Einmärschen, in denen die Truppen am Boden durch Kampfhubschrauber und Bombardements unterstützt würden, könne Widerstand und Mitglieder der irakischen Führung ausgeschaltet werden. Auch der pensionierte US-General David Grange geht davon aus, dass es den gefürchteten Häuserkampf nicht geben wird. Für den Ernstfall ließen sich die US-Armee laut Medienberichten vorsorglich vom israelischen Militär schulen. (APA)