Graz - Der selbst ernannte Krebsheil-Praktiker Ryke Geerd Hamer wirkt in Sachen des elfmonatigen Babys, das gegen den Willen seiner HIV-positiven Eltern im LKH Graz behandelt wird, weiter im Hintergrund mit. Der derzeit in Norwegen lebende "Wunderheiler" hat sich seit Ende 2009 in den Fall eingeklinkt und stellt die Existenz des HI-Virus infrage. In einem in der jüngsten Ausgabe des Magazin "News" veröffentlichten Interview behauptet er, HIV sei lediglich eine "Allergie".

In einem Brief forderte Hamer schon zu Jahresbeginn u.a. den zuständigen Bezirkshauptmann auf, "nachzuweisen, dass es ein Aids-Virus gibt". In dem Interview mit dem Wochenmagazin bekräftigte der ehemalige Arzt nun seine Behauptung: "Ich würde Muriel gar nicht behandeln. Denn: HIV ist lediglich eine Allergie." Hamer weiter: "Durch die Behandlung gegen das angebliche Virus wurden Millionen Menschen auf der ganzen Welt umgebracht."

Fall Olivia Pilhar

Der deutsche "Wunderheiler" sorgte bereits 1995 in Österreich für Schlagzeilen, als er den Eltern der damals sechsjährigen krebskranken Niederösterreicherin Olivia von einer schulmedizinischen Behandlung ihrer Tochter abgeraten hatte. Sie flohen mit dem Kind nach Spanien, um die Chemotherapie zu verhindern.

Die Eltern des in Graz behandelten Babys hängen den Ideen Hamers an: Die Mutter hat sich Mitte Dezember schriftlich mit den Worten: "Alles, was wir verlangen, ist der Beweis für die Existenz eines sogenannten HIV-Virus. Herr Dr. Geerd Hamer beweist in seinem Buch, dass Aids nichts anderes ist wie eine Smegma-Allergie" an den steirischen Landeshauptmann Franz Voves (S) gewandt, wie in dem von der Familie im Internet veröffentlichten Briefwechsel nachzulesen ist.

Die Mediziner am Uniklinikum Graz verweisen betreffend der Behauptung Hamers auf die Erklärung von Durban, "in der unzweifelhaft festgehalten ist, dass das HI-Virus existiert und Aids hervorruft. In diesem Schreiben wird ausgeführt, dass ausreichende unzweifelhafte klare Beweise hierfür bestehen, die die höchsten Qualitätskriterien von Wissenschaft erfüllen". Die Deklaration wurde von über 5.000 Wissenschaftern und mehreren Nobelpreisträgern im Jahr 2000 unterzeichnet.

Mikrochip-Impfung

Im News-Interview äußerte Hamer auch seine abstrusen Theorien über die Schweinegrippe: "Die Impfkampagne gegen die Schweinegrippe wurde nur benutzt, um die Menschen mit Chips zu markieren. Bei jeder Impfung wurde in die Körper der Patienten auch ein Mikrochip injiziert, der lebenslang im Blutkreislauf bleibt. Eine Technik, die von den Geheimdiensten längst entwickelt wurde, wird jetzt eingesetzt. Als gezielte Methode zur Dezimierung der Weltbevölkerung." (APA/red)