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Rutschiges Winter-Wonderland auf dem Wiener Heldenplatz. Am kommenden Wochenende soll es mit dem Schnee in der Bundeshauptstadt richtig ernst werden

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Am Sonnblick wären 40 Zentimeter Neuschnee an einem Wochenende nicht weiter erwähnenswert. Kündigt sich diese Schneemenge aber für Wien an, geben Meteorologen "rote Wetterwarnungen" aus

Wien – Gemeinhin (vor allem in den westlichen Bundesländern) gilt der Wiener ja als Wesen, das bei Schneefällen, die die Höhen- oder Ergiebigkeitsmarke von vier Millimetern gerade einmal streifen, zuerst von „Schneechaos" faselt – und umgehend das Autofahren verlernt. Nicht zuletzt, um seine Worte so zum unwiderlegbaren Faktum gefrieren zu lassen.

"Rot" damit Großstädter den Ernst der Lage begreifen

Manchmal aber erlauben auch hartgesottene und jedem Wettersarkasmus abholde Meteorologen ebendiesen Wienern, von „wirklich urviel Schnee" zu reden. Etwa dann, wenn ihr – der Meteorologen – Blick auf das kommende Wochenende fällt. Denn für dieses prognostizieren die Wettervorhersager der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) der Bundeshauptstadt bis zu 40 Zentimeter Neuschnee. Das ist wahrlich nicht alltäglich. Darum wird in so einem Fall aus einer schlichten Prognose eine resche Warnung – und damit auch sich für winterfest haltende Großstädter den Ernst der Lage begreifen, erhält die Wetterwarnung das alarmierende Adjektiv „rot" vorangestellt.

Schneefall bis Sonntag

Konkret, erklärt ZAMG-Wettervorhersagemeteorologe Christian Csekits, kann sich diese rote Winterwarnung am Freitag mit bis zu 15, am Samstag dann mit Schneeregen und am Sonntag – bis zur Mittagszeit – mit bis zu 30 Zentimetern Neuschnee manifestieren. Csekits' kleine Einschränkung: „Die volle Schneemenge gilt vor allem für die höher gelegenen Regionen der Stadt."

Nebenbei: Auch für, ohne rot zu werden (Gesicht, nicht Warnetikett), als „bergig" titulierbare Regionen Österreichs werden für das Wochenende heftige Schneefälle erwartet. Schon im Wienerwald oder in der Buckligen Welt dürften bis zu 80 Zentimeter fallen.

Oranges Warnflagge für Graz

40 Zentimeter urbaner Neuschnee sind aber längst nicht überall gleich: Während die Meteorologen Wien deshalb rot ausflaggen, genügt die idente Schneemenge die für das gleiche Wochenende auch für Graz vorhergesagt wird, ebendort gerade einmal für ein oranges Warnetikett.

40 Zentimeter in Wien kommen alle sechs Jahr vor

Der Grund dafür liegt jedoch weniger in der im Vergleich zu den Wienern höheren Winterfestigkeit der Steirer als in der Methodik der Wetterwarnungszertifizierung. „Rot bekommt nur ein Wetterereignis, das seltener als alle zwei Jahre auftritt", erklärt Csekits – und das hänge „natürlich auch von der Region ab: Am Sonnblick etwa wären diese 40 Zentimeter nicht weiter erwähnenswert – in Wien aber eben sehr wohl".
Wann genau in der Bundeshauptstadt das letzte Mal tatsächlich so viel Schnee fiel, wie die Meteorologen vorhersagen, kann der Wettermann ad hoc nicht sagen: „Ich glaube, im Jänner 2006 – das kommt alle sechs, sieben Jahre vor."

Unfälle, Tote und Verletzte

Die Schneefälle zum Dreikönigstag hatten in Ostösterreich nicht bloß glimpfliche Folgen: Am Nordbahnhof brach ein Mann beim Schneeräumen durch das Dach einer Firmenhalle – er erlag seinen Verletzungen. Im Burgenland wurden in der Nacht auf Mittwoch bei zwei Verkehrsunfälle auf schneeglatten Fahrbahnen drei Menschen verletzt. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 7.1.2010)