Es wird einem nicht leichtgemacht, Christian Hoffmanns Unschuld zu vermuten. Der Langläufer selbst war Zeit seiner Karriere ein großer Verschleierer. Trainierte auf eigene Faust, war oft und unerwartet krank, um plötzlich vollfit und nicht minder unerwartet aufzutrumpfen. Das Staffel-WM-Gold 1999 glänzte in den Augen vieler Kundiger ebensowenig wie der Olympiasieg 2002, den der zweitplatzierte Hoffmann unter Walter Mayer (Blutbeutelaffäre!) erbte. Der für Spanien laufende Deutsche Johann Mühlegg, zuvor zweimal siegreich und negativ, hatte sich absurderweise „aufgeblasen", er wurde vom Nationalhelden zum Buhmann.

Nationalheld ist Hoffmann nie gewesen. Und kaum jemand wirft sich für ihn in die Bresche - nun, da ihn die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) suspendiert und er seine Karriere beendet hat. Selbst der ÖSV-Präsident, der sich sonst vor seine Leute stellt, rührt sich nicht.

Dabei ist Hoffmann keineswegs überführt. Zeugen wie der Radfahrer Bernhard Kohl, der es mit der Wahrheit nicht immer genau genommen hat, sagten gegen ihn aus. Hoffmann soll Mitbesitzer einer Blutzentrifuge zum Dopingzwecke gewesen sein. Er wurde nicht einvernommen, hat zu den Vorwürfen, die er bestreitet, nur schriftlich Stellung nehmen dürfen. So ist die Suspendierung das unglückliche Finale einer unglücklichen Karriere - sie stellt ein Urteil ohne Verurteilung dar. (Fritz Neumann; DER STANDARD Printausgabe 2. Jänner 2010)