Für das isländische Volk muss es wie ein schlechter Scherz klingen. Weil der Staat am Höhepunkt der Finanzkrise für die kollabierenden Landesbanken in die Bresche sprang, wird auf der Insel jetzt gespart, wo es geht. Steuern steigen; Autofahren, Einkaufen, Rauchen wird teurer. Und was tut die Regierung? Sie beschließt eine Entschädigung für Auslandskunden der isländischen Banken. Großbritannien und Holland erhalten 3,8 Milliarden Euro, das sind zwei Drittel des Staatshaushaltes.

Tatsächlich haben sich in der Affäre weder London noch Den Haag mit Ruhm bekleckert. Beide Länder haben Island erpresst und die Auszahlung eines IWF-Notkredites blockiert. Zudem ist Island nicht allein für seine Bankenpleiten verantwortlich. Isländische Geldhäuser waren in Großbritannien und den Niederlanden direkt aktiv, die Aufsichtsbehörden beider Länder haben nichts gegen die aufgeblähten isländischen Finanzinstitute unternommen.

Dennoch entzündet sich die Empörung in Island diesmal am falschen Anlass. Die Regierung hat zur Rettung der Banken bereits Milliarden auf Steuerzahlerkosten ausgegeben. Bisher wurden nur isländische Sparguthaben abgesichert, ausländische Anleger erhielten hingegen nichts. Diese Diskriminierung mögen nationalistische Reflexe rechtfertigen, keinesfalls aber Sachargumente. Schließlich hat Island von der Finanzindustrie in der Vergangenheit überpropertional profitiert. (András Szigetvari, DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2010)