Nasran/Moskau - In der tschetschenischen Hauptstadt Grosny sind bei der Explosion eines Busses mindestens acht Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Toten könne noch steigen, da viele Menschen schwer verletzt seien, sagte ein Behördenvertreter heute, Donnerstag in Tschetschenien. Die Hintergründe des vermuteten Anschlags waren zunächst unklar. Der Chef der pro-russischen Verwaltung in Grosny, Achmed Kadyrow, sprach von einem Anschlag tschetschenischer Rebellen. Nach Angaben des Fernsehsenders NTW saßen in dem Bus Bauarbeiter, die von der Arbeit auf einem russischen Militärstützpunkt heimfuhren.

Dem Katastrophenschutzministerium in Grosny zufolge war der Sprengsatz unter einem Müllhaufen versteckt und explodierte, als der Bus vorbeifuhr. NTW zeigte Bilder des zerstörten Busses, dessen Fenster durch die Explosion nahezu vollständig herausgerissen waren. Der Fußboden und der hintere Teil des Fahrzeuges waren mit Blut verschmiert.

In derselben Straße waren bereits mehrmals Anschläge verübt worden. In der Hauptstadt der russischen Kaukasusrepublik war es in den vergangenen Wochen weitgehend ruhig geblieben, trotz eines umstrittenen Verfassungsreferendums Ende März. Dabei hatten amtlichen Angaben zufolge 96 Prozent für eine neue Verfassung gestimmt, die den Verbleib der Republik in der Russischen Föderation fest schreibt. Die Rebellen sprachen von Wahlbetrug.

Bei einem Selbstmordanschlag tschetschenischer Rebellen auf den Sitz der pro-russischen Verwaltung in Grosny waren im Dezember mehr als 80 Menschen ums Leben gekommen. Seit 1994 kämpfen die Rebellen für die Unabhängigkeit von der Zentralregierung in Moskau. 1999 schickte Russlands Präsident Wladimir Putin erneut Truppen nach Tschetschenien. Etwa 80.000 russische Soldaten stehen derzeit den Rebellen gegenüber. In dem Konflikt wurden auf beiden Seiten mehr als 20.000 Kämpfer und vermutlich mehr als 10.000 Zivilisten getötet. (APA/Reuters)