Eine Woche lang wurden vier in Bagdad arbeitende westliche Journalisten in irakischer Haft festgehalten, ehe sie am 1. April wieder freigelassen wurden. "Die Entlassung war für uns ebenso unverständlich wie die Verhaftung", meinte der Korrespondent der New Yorker Zeitung "Newsday", Matthew McAllester, "die Iraker nannten uns für beides keine Gründe". Gemeinsam mit dem spanischen "Newsday"-Fotografen Moises Saman sowie den beiden als Freelancer arbeitenden Fotografen Molly Bingham und dem Dänen Johan Rydeng reisten sie nach ihrer Freilassung sofort nach Jordanien, wo sie am Mittwoch in einer Pressekonferenz über die Zeit im irakischen Gefängnis berichteten.

"Ich wusste nicht, was mir passieren wird"

Die Reporter waren von ihrem Hotel in Bagdad ins Abu Ghraib-Gefängnis gebracht worden, das etwas außerhalb der irakischen Hauptstadt liegt. Dort wurden sie in Einzelzellen festgehalten und regelmäßig zu Verhören geführt - mit verbundenen Augen. "Ich wusste nicht, was mir passieren wird", schilderte die US-Fotografin Bingham ihre Angst. "Vielleicht werden neue Fragen gestellt, die ich hoffentlich beantworten kann, oder vielleicht werde ich getötet". Im Gefängnis hörten sie die Explosionen bei den Luftangriffen auf Bagdad und die überfliegenden Flugzeuge. Zu der Angst vor den irakischen Sicherheitskräften kam noch die Befürchtung, das Gefängnis werde von Bomben oder Raketen getroffen.

In der Nacht seien regelmäßig andere Mitgefangene aus ihren Zellen abgeholt, verhört und geschlagen worden, berichtet McAllester. "Wir hörten Schreie im Gefängnis". Im berüchtigten Abu Ghraib-Staatssicherheitsgefängnis wurden nach Angaben der irakischen Opposition und laut UNO-Menschenrechtsberichten Massenhinrichtungen von Gefangenen durchgeführt, Folter ist für politische Gefangene und Angehörige von ethnischen Minderheiten an der Tagesordnung. Die vier Journalisten wurden aber nach eigenen Angaben nicht geschlagen oder körperlich misshandelt.

"Zwiespältige" Behandlung

Bei den Verhören wurden die Journalisten nach dem Inhalt ihrer Berichte gefragt und welche Fotos sie an welchen Orten gemacht hätten. Ihre technische Ausrüstung wurde konfisziert, ihre Hotelzimmer wurden durchsucht. Die Behandlung durch die Iraker sei "zwiespältig" gewesen: Einerseits hätten ihnen die Wachen nach einer kalten Nacht zusätzliche Decken in die Zellen gegeben. Andererseits sei er bei den Verhören auch bedroht worden, etwa wenn er nicht "ehrlicher" antworte werde sich das schlecht für seine Zukunft auswirken, schilderte McAllester.

Alle vier waren nicht als so genannte "eingebettete" Journalisten mit amerikanischen oder britischen Soldaten in den Irak gereist, sondern arbeiteten unabhängig von den Truppen. In Bagdad wollten sie über das Schicksal der irakischen Bevölkerung während der Angriffe berichten. Die Selbständigkeit schützte sie aber nicht vor dem Verdacht der irakischen Behörden, sie würden für das Pentagon oder den CIA tätig sein. "Die Iraker fragten mich, ob ich für die US-Regierung arbeite", berichtete die US-Amerikanerin Bingham. "Ich habe gesagt, ich bin keine Spionin, sondern Fotografin". (APA)