... Erste Adresse ist in diesem Zusammenhang der paneuropäische Nachrichtensender Euronews. Und zwar nicht so sehr aufgrund der Tatsache, dass auch in Kriegszeiten nicht auf eine ausführliche Rugby-Berichterstattung verzichtet wird. Auch nicht, weil sie dort statt der "Wettershow" diese grün-blauen Länderkarten mit auf- und abziehenden Wölkchen, Sonnenschein und Temperaturangaben in seltsam kundenfeindlichem Tempo vorführen.

Wesentlicher ist: Die denkwürdige Aussage eines Nachrichtensprechers "Eben höre ich, in Kuwait wird es spannend!", findet hier nicht statt. Kein Militärexperte analysiert, keine Korrespondenten kommentieren vor Ort: Die bloßen Aneinanderreihungen von Bildern, die ein nicht sichtbarer Sprecher in knappem Agenturstil beschreibt, ermöglichen in ihrer Summe vielleicht noch am ehesten ein distanziertes Bild der Ereignisse.

Das verdienstvollste Euronews-Format geht ebenfalls in diese Richtung: In "No Comment" (zwischen 11 und 19 Uhr halbstündlich) bilden Bilder und Originalton unter Verzicht auf Kommentare eine ganz eigene Komposition.

Blitzen zu Beginn noch in grüner Nachtsichtaufnahme die Geschoße, folgen in Sequenzen quer durchs Land aufgenommene, in den Himmel gestreckte Hände von sich ergebenden Irakern. Einen "Sieg" vermitteln die merkwürdig stummen Bilder allerdings nicht. Eher eine stille Fassungslosigkeit. (prie/DER STANDARD; Printausgabe, 3.4.2003)