Wien - Neun Gen-Orte hat ein internationales Forscherteam bei einem breit angelegten Screening in Zusammenhang mit dem Fettstoffwechsel beim Menschen aufgespürt. "Das zeigt, dass einzelne Gene in der Regel nur eine vergleichsweise geringe Rolle spielen, erst das Zusammenspiel aller beteiligten Komponenten wird interessant", erklärte dazu Florian Kronenberg, Leiter der Genetischen Epidemiologie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Kronenberg hat die Studie unter der Federführung von Kollegen des Helmholtz-Zentrums München und des Wellcome Trust Sanger Institutes in England in der Wissenschaftszeitschrift "Nature Genetics" veröffentlicht.

Dass einzelne Gene etwa für einen erhöhten Cholesterin- oder auch Triglycerid-Spiegel im Blut (mit-)verantwortlich sind, sei zwar möglich, aber doch die Ausnahme. Zumeist sind für Vorgänge im Körper ganze Netzwerke an Genen verantwortlich. Auch wenn in der jüngsten Zeit enorme Fortschritte gelungen seinen, würden Wissenschafter erst nach und nach diese komplexen Zusammenhänge verstehen. "Etwa bezüglich erhöhtem Cholesterin, vor allem LDL-Cholesterin, gehen wir davon aus, dass etwa 50 Prozent genetisch bedingt sind, konkret können wir aber erst drei bis vier Prozent der durch Gene verursachten, im Blut gemessenen Konzentrationen erklären", so Kronenberg.

Die Methode

Für ihre Analyse haben die Wissenschafter die Daten von mehr als 2.200 Personen herangezogen und dabei die Werte von 163 Stoffwechselprodukten (Metaboliten) mit 2,5 Millionen Gen-Varianten verglichen und nach statistischen Zusammenhängen gesucht. "Diese Metaboliten stammten vor allem aus dem Bereich des Stoffwechsels von Lipiden (Fetten), Zucker und Aminosäuren und sind sozusagen eine sehr verfeinerte Messung und Aufspaltung von Stoffwechselprodukten", sagte der Genetiker.

Durch diese Analysemethoden versuchten die Forscher, einen sehr detaillierten Einblick in die genetische Steuerung von Stoffwechselprozessen zu bekommen. "Dies erklärt nun wesentlich besser, wie Gene und deren verschiedene Ausprägungen (Varianten) den Metabolismus beeinflussen und zu erhöhten Blutfetten oder erhöhtem Blutzucker und in weiterer Folge zu Zuckerkrankheit oder Herzinfarkten führen", erklärte Kronenberg.

Fernziel ist es dann durch das Verständnis des Systems auch neue Angriffspunkte für Medikamente zu finden. Diese sollten dann zu einer an jeden Menschen speziell angepassten, personalisierten Medizin führen. (APA)