Internet-Videos wurden lange Zeit meist nur belächelt. Sie waren oft unprofessionell gemacht und gekostet haben sie wenig oder gar nichts. Diese Zeiten sind vorbei. Inzwischen haben auch die Hollywood-Studios das Medium entdeckt. Die Produktion von Videos für das Internet wird mit Geld, Produktionshilfen und Vertriebsmöglichkeiten unterstützt.

Wie Fernsehserien oder Kinofilme

Internet-Videos werden inzwischen von den Studios genauso wie Fernsehserien oder Kinofilme behandelt, die bei ihrem Debüt zwar oft die Produktionskosten nicht einspielen, dies aber durch die Weiterverwertung auf DVD oder den Verkauf an andere Sender oder in andere Länder wieder wettmachen. Inzwischen gibt es etliche Video-Serien, die zuerst im Internet an den Start gehen.

Die Filmemacher Jesse Warren und Mark Gantt konnten für ihre Krimiserie "The Bannen Way" Sony Pictures Television als Partner gewinnen. Sie kamen so zu einem Stab von 40 Mitarbeitern, darunter neben mehreren Kameraleuten auch Produktionsassistenten, die den Schauspielern wie Michael Ironside, Robert Forster und Vanessa Marcil zur Hand gingen. "Wir hatten die Idee", sagt der 31-jährige Warren. "Für Web-Serien gibt es keine Grenze, wie viele Episoden es geben kann. Warum sollte man sie also nicht direkt als Film konzipieren, den man dann auch auf DVD verkaufen kann."

Aufsehen

Das Sony-Studio akzeptierte das Projekt im April und stattete es mit einem Etat von rund einer Million Dollar aus. Sony setzt darauf, dass die Serie im Internet für Aufsehen sorgt, wenn sie auf der Sony-Website Crackle.com zu sehen sein wird, und vielleicht auch ein paar Werbe-Dollar einbringt. Nach dem Start im Web sollen die Aufnahmen dann für die Verbreitung im Fernsehen, auf iTunes oder in anderen Medien aufbereitet werden.

Auch Paramount Pictures unterstützt die Webvideos. Ein bis drei Millionen Dollar kostete der Horrorfilm "Circle of Ei8ht", der zuerst auf MySpace stand und dort fast fünf Millionen Mal gesehen wurde. Danach soll "Circle of Ei8ht" noch auf anderen Plattformen erscheinen wie iTunes, DVD und als Video-on-demand.

Das Ziel ist ein Erfolg, wie ihn "Dr. Horrible's Sing-Along Blog" von Joss Whedon hatte. "Dr. Horrible" kostete 220.000 Dollar, brachte innerhalb eines Jahres in den diversen Vermarktungskanälen rund 2,4 Millionen ein und gewann sogar einen Emmy, den renommierten Fernsehpreis der USA. Den Sprung vom Web ins Fernsehen schafften in den USA auch Filme und Serien wie "quarterlife", "Sanctuary" oder "Secret Girlfriend".

"Prom Queen"

Die Web-Produktionsfirma Vuguru bekam im Oktober eine mehrere Millionen Dollar umfassende Kapitalspritze von Rogers Communications aus Kanada. Rogers sicherte sich damit die Rechte, Vuguru-Content im Fernsehen, im Internet und in den eigenen Videoläden in Kanada zu vertreiben. Internationalen Erfolg hatte zum Beispiel der Vuguru-Film "Prom Queen" von 2007, der in Japan im Internet, in Frankreich im Kabelfernsehen und auf der australische Yahoo-Site zu sehen war.

Dank Rogers' Investition kommt Vuguru jetzt auf 15 Produktionen im Jahr, in den vergangenen beiden Jahren waren es zusammen nur ein halbes Dutzend, wie Andy Redman erklärt, der Chef von The Tornante Company, dem Mehrheitseigner von Vuguru. Redman vergleicht die Entwicklung des Internet als Vertriebsplattform für Filme mit der des Kabelfernsehens in den USA. "Es war die Plattform, über die man Witze gemacht hat", sagt Redman. "Fünf Jahre später haben sie gemerkt, dass ein neues Medium an ihnen vorbeigegangen ist." (APA/APD)