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Rauchen oder Nichtrauchen: Das Gesetz stellt auch manche Lokalbesitzer vor die Wahl.

Foto: APA/Oczeret

Wien - Gleich beim Aufstoßen der Tür ins Café Hawelka in der Wiener Dorotheergasse steigt einem der Qualm in die Nase - und oberhalb der Budel, zum Plafond hin, trifft der Blick auf eine Wand von ungewöhnlicher Farbe: Fleckig dunkelbraun ist sie, denn sie ist zigarettenrauchgegerbt.

"Vor 30 Jahren waren diese Wänd' einmal weiß" , sagt Günter Hawelka, 69, erklärend. Die seither eingetretene Verdunkelung sieht er als edle Patina an. "Rauchen gehört zum Kaffeehaus mit dazu, denn im Kaffeehaus ist immer geraucht worden. Ein Rauchverbot ist ein Frevel an der Kaffeehauskultur" , ist der Sohn des Hawelka-Namensgebers Leopold Hawelka überzeugt.

Damit rennt er bei Gast Christoph Baier offene Türen ein. Der junge St. Pöltner ist auf Zigaretten und Bier eigens ins Hawelka gekommen, "weil dieses unter den Cafés in der Wiener City eine der letzten Zufluchtsstätten für Raucher ist" . Ein paar Tische weiter sieht das Familie Honus - Mann,Frau und zwei halbwüchsige Kinder - aus dem deutschen Düsseldorf differenzierter: "Ich bin gekommen, obwohl ich weiß, dass hier geraucht wird" , sagt er. "Aber den Kindern ist das pädagogisch schwer zu erklären" , sagt sie. "Ach nee, und was ist mit den Eckkneipen daheim? Da wird ja auch weiterhin gequalmt" , widerspricht er.

"Wir bleiben ein Rauchercafé"

Genau das schwebt Günter Hawelka für alle Zukunft auch fürs Wiener Hawelka vor. "Wir bleiben ein Rauchercafé", gibt er sich überzeugt. Dass dies rein rechtlich nicht möglich sein wird, weil Lokale über 50 Quadratmeter mindestens zur Hälfte rauchfrei werden müssen, glaubt er nicht: Für Einraumlokale bis 80 Quadratmeter gebe es doch Ausnahmen, oder? Außerdem: "Wie wollen Sie dieses Lokal denn trennen?"

Im noblen Café Landtmann am Dr.-Karl-Lueger-Ring hatte man es diesbezüglich leichter. 170 Gästesitzplätze in, alles zusammengenommen, sieben verschiedenen Räumen: Da lassen sich Raucher von Nichtrauchern problemlos separieren. Nur, dass an diesem Montag gegen Mittag im gut besuchten biedermeierlichen Raucherbereich ein einzige Dame an einer Zigarette zieht.

Doch, meint diese, Rauchen gehöre zum Kaffeehausgehen schon mit dazu - aber jetzt, bitteschön, habe sie es eilig. Probleme mit der Mischlösung hätten eigentlich nur Gäste aus Spanien oder Italien, "die glauben, dass die gastronomischen Rauchverbote in der gesamten EU gelten, weil man ihnen das daheim so vermittelt hat" , schildert Herr Engelbert, der Ober. Der österreichische Weg sei ihnen unverständlich.

Umsatzrekorde

Im Café Griensteidl am Michaelerplatz werden ihnen solche Zweifel von vornherein erspart. Abgesehen vom Schanigarten vor der Tür im Sommer ist das Lokal seit 2007 absolut rauchfrei. "Das Jahr danach war umsatzmäßig unser bestes", schildert Betriebsleiterin Gabriele Haslauer, die Gäste aus der Warteschlange bei der Tür zu freigewordenen Tischen bringt. Offenbar sei sogar Urwienerisches wandlungsfähig, meinte kurz davor - im Nichtraucherbereich des "Landtmann" - der Psychoanalytiker und Kaffeehausgast Alfred Pritz: "Jetzt gibts eben auch eine Kaffeehaustradition ganz ohne Rauch." (Irene Brickner/DER STANDARD-Printausgabe, 29.12.2009)