Wien - Durch die 2009 erstmals breit eingesetzte reformierte Kurzarbeit dürften im abgelaufenen Jahr rund 8.400 Beschäftigungsverhältnisse gesichert worden sein, berichtet das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im aktuellen Monatsbericht 12/2009. Die Bildungskarenz habe im Jahresdurchschnitt mit 4.900 Fällen ebenfalls stark zur vorübergehenden Reduktion des Arbeitskräfteangebotes bei Aufrechterhaltung der Beschäftigungsverhältnisse beigetragen. Einschränkungen bei den betrieblichen Lehrstellen seien durch den Ausbau der überbetrieblichen Lehrausbildungsplätze aufgefangen worden.

Der österreichische Arbeitsmarkt habe auf den durch die Finanz- und Wirtschaftskrise hervorgerufenen stärksten weltweiten Einbruch der Realwirtschaft seit 50 Jahren mit einem Beschäftigungsrückgang und einer markanten Zunahme der Arbeitslosigkeit reagiert, die voraussichtlich auch im Jahr 2010 anhalten werden, zieht das Wifo Bilanz.

Nach einer Phase deutlicher Beschäftigungsexpansion in den Jahren 2006 bis 2008, in der die Zahl der aktiven Beschäftigungsverhältnisse um durchschnittlich mehr als zwei Prozent pro Jahr gewachsen sei, folgten ein Einbruch von minus 1,3 Prozent und ein drastischer Anstieg der Arbeitslosenquote um 1,3 Prozentpunkte auf 7,1 Prozent, einschließlich Schulungsteilnahmen 1,6 Prozentpunkte auf 8,8 Prozent.

Jugendliche besonders betroffen

Besonders betroffen von den Folgen des Konjunktureinbruchs waren laut Wifo Jugendliche und die vorwiegend männlichen Beschäftigten in den exportorientierten Bereichen der Sachgütererzeugung, einschließlich der schwerpunktmäßig dort beschäftigten Leiharbeitskräfte. Im weiteren Verlauf der Krise verbreiterte sich der Anstieg der Arbeitslosigkeit und betraf zunehmend auch Frauen und Dienstleistungsbranchen. Die Arbeitsmarktpolitik habe bereits in den ersten Monaten der Krise, als in den Betrieben noch große Unsicherheit über deren Ausmaß und die weiteren Produktionsperspektiven bestand, "deutliche" Initiativen gesetzt.

Die Wirtschaftsforscher gehen davon aus, dass mit Fortdauer der Krise Maßnahmen zur intensiveren Qualifizierung und zur Unterstützung der Reorientierung der Arbeitskräfte an Bedeutung gewinnen werden. Damit sollte der durch die Krise beschleunigte Strukturwandel und die veränderten Anforderungen an die Arbeitskräfte begleitet werden. Für bestimmte Zielgruppen wie zum Beispiel Jugendliche oder Langzeitarbeitslose könnte die öffentliche Hand auch die direkte Schaffung von - temporären - Beschäftigungsmöglichkeiten, etwa in sozialökonomischen Betrieben, fördern oder direkt ihre Arbeitgeberfunktion zur gezielten Verbesserung der Beschäftigungssituation nutzen. Kurzarbeitsphasen sollten hingegen zunehmend auslaufen oder, sollte eine mittelfristige Verringerung des Arbeitskräftebedarfs absehbar sein, in betriebliche Arbeitszeitmodelle übergeführt werden, so das Wifo. (APA)