Salzburg - Die Salzburger Staatsanwaltschaft führt gegen einen Arzt Ermittlungen, der bei einem chirurgischen Eingriff "gepfuscht" und die betroffene Patientin dann auch noch sexuell bedrängt haben soll. "Die Erhebungen laufen in Richtung fahrlässige Körperverletzung, Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses und sexuelle Belästigung", bestätigte Behördensprecher Marcus Neher. Für den Mediziner, der die Anschuldigungen bestreitet, gilt die Unschuldsvermutung. Bei der Salzburger Patientenvertretung ist der Chirurg seit Jahren bekannt.

Seit 1999 haben sich 17 ehemalige Patientinnen über den Arzt beschwert. Dieser soll die Frauen sofort geduzt haben und Einladungen zum Kaffeetrinken genutzt haben, um sich ihnen körperlich anzunähern. Behandlungen fanden teilweise in Hotelzimmern statt, wo der Mann zudringlich wurde und sich über seine "Sexkünste" ausgelassen haben soll.

In einigen besonders krassen Fällen hat die Patientenvertretung die Vorwürfe an die Ärztekammer weitergeleitet. Die Strafverfolgungsbehörden wurden allerdings erst tätig, nachdem eine Frau Anzeige erstattet hatte, die sich im Dezember 2008 von dem Chirurgen die Schamlippen verkleinern ließ.

"Als sie aus der Narkose erwacht ist, hat sie sogleich über Gefühls- und Bewegungsbeeinträchtigungen im linken Bein geklagt", erläuterte der Wiener Rechtsanwalt Oliver Koch. Koch vertritt die rechtlichen Interessen der Betroffenen und hat in dieser Funktion gegen den Chirurgen eine zivilrechtliche Klage eingebracht.

Wie sich herausstellte, entsprach das Operationsergebnis nämlich in keinster Weise dem, was sich die Patientin vorgestellt hatte: Ihre Schamlippen waren unterschiedlich groß und begannen sich zu entzünden, die Gefühllosigkeit im linken Bein besserte sich nicht. Als die Frau einen Fachmann konsultierte, gab ihr dieser sinngemäß zu verstehen, der durchgeführte Eingriff wäre nicht ordnungsgemäß erfolgt und eine "Revisions-OP" nötig. (APA)