Frankfurt - Scania-Chef Leif Östling signalisierte, dass er einen Zusammenschluss mit dem Münchner MAN-Konzern für wenig sinnvoll hielte, und pochte auf die Eigenständigkeit der Marken. "Bei einer Fusion von MAN und Scania ist es derzeit unrealistisch, Synergien von einer Milliarde Euro oder gar nur 500 Millionen Euro zu erreichen", sagte Östling der "Welt am Sonntag" laut Vorabbericht. "Dieses Geschäft wäre wohl vor allem für Investmentbanker interessant, die an solchen Milliardendeals verdienen", betonte der Scania-Chef.

Seinen Worten zufolge hatten sein Unternehmen und MAN bereits mehrere Jahre lang erfolglos versucht, über eine Entwicklungskooperation Einspareffekte zu erzielen. "Es hat sich schlicht und einfach nicht gerechnet", resümierte Östling. Eine Zusammenarbeit bei grundlegenden Forschungsprojekten würde einen Vorlauf von etwa 15 Jahren benötigen, ergänzte er.

Bei einer Fusion droht seiner Ansicht nach die Gefahr, dass die Produkte an Profil verlieren. "Marken wie Scania und MAN haben jeweils ihre eigenen Kunden, die ganz besondere Anforderungen an ihre Marken haben", erläuterte der Manager.

VW hält derzeit einen Stimmrechtsanteil von 29,9 Prozent an MAN sowie über 70 Prozent an Scania. MAN ist mit mehr als 17 Prozent an Scania beteiligt.

Augenmerk auf Lastwägen

Nach dem Einstieg bei Porsche und Suzuki richtet Volkswagen das Augenmerk nun auf das Geschäft mit schweren Lastwagen. Der mächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech will VW zu einem Autoimperium ausbauen, das Toyota vom Thron des Weltmarktführers stößt. Der neue Megakonzern soll vom Kleinwagen Polo über Sportwagen und Motorräder bis zu 44-Tonnern alles anbieten, was auf den Straßen rollt.

Auf welchem Wege Piech MAN und Scania näher zusammenführen will - darüber hält er sich allerdings bislang bedeckt. Den Boden für eine Allianz hat der VW-Patriarch, der auch den MAN-Aufsichtsrat leitet, mit der Neubesetzung der MAN-Spitze vor kurzem bereitet. Östling machte in dem Interview, das nach Angaben der Zeitung bereits im November vor dem MAN-Chefwechsel geführt wurde, deutlich, dass Scania sich dem Mutterkonzern fügen müsse. "Alle Entscheidungen werden in Wolfsburg getroffen", sagte er.

Die Lkw-Branche steckt tief in der Krise. "Ich gehe aber davon aus, dass wir die Bodenbildung erreicht haben", sagte Östling. Er äußerte allerdings zugleich die Einschätzung, dass auf dem Nutzfahrzeugmarkt neue Rekordmarken erst wieder zwischen 2015 und 2020 erreicht werden. (APA/Reuters)