Belgrad - Die serbischen Behörden haben laut Medienberichten eine Klage gegen Kroatien vorbereitet, in der dem Nachbarland Genozid an kroatischen Serben während des Krieges 1991-1995 vorgeworfen wird. Die Klage dürfte dem Internationalen Gerichtshof (IGH) nach Angaben des Senders B-92 noch vor Jahresende zugestellt werden. Vor diesem wurde Serbien vor genau zehn Jahren auch von Kroatien wegen Genozids angeklagt.

Tadic: Belgrad werde noch ein "bischen" warten

Der serbische Präsident Boris Tadic sagte am Donnerstagabend gegenüber dem Sender B-92, dass Belgrad mit der Zustellung der Klage allerdings "noch ein bisschen" warten werde. "Wir haben weiterhin Zeit, die potenzielle Gegenklage gegen Kroatien in Erwägung zu ziehen. Mein genereller Standpunkt ist jener, dass es gut wäre, dass Kroatien nicht Serbien verklagt hätte und Serbien nicht mit einer Gegenklage zu reagieren hat, sondern die Fragen der Bürgerrechte und der Rechte der kroatischen und der serbischen Bürger in Prozessen gelöst werden, die sich nicht tief auf unsere zwischenstaatlichen und zwischenethnischen Beziehungen auswirken", präzisierte Tadic.

Die Klage bezieht sich laut dem Belgrader Sender auf Kriegsverbrechen an Serben in Gospic, Sisak, Karlovac, Osijek, im Raum Medak, aber auch während der kroatischen Wiedereroberungsoperationen "Blitz" und "Sturm" im Jahr 1995. Sie enthält auch eine Beschreibung der Geschichte der serbisch-kroatischen Beziehungen mit Akzent auf den Zweiten Weltkrieg und das Ustascha-Lager Jasenovac. Dort wurden zwischen 1941 und 1945 nach unterschiedlichen Schätzungen Zehntausende, wenn nicht Hunderttausende Menschen ermordet, überwiegend Serben, Juden und Roma. (APA)