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Vielversprechendes Erfolgs-Duo: Michael Schumacher und Teamchef Ross Brawn.

Foto: REUTERS/Mercedes GP/Handout

ormel-1-Chef Bernie Ecclestone ist hin und weg, Gattin Corinna versicherte volle Unterstützung und die jungen Konkurrenten freuen sich schon auf die ersten Duelle mit der PS-Legende. Und Michael Schumacher selbst macht sich keine Sorgen, dass sein Ruf ramponiert werden könnte. "Was auch immer dabei rauskommt, ich sehe es positiv. Wenn es dann vielleicht anders laufen sollte, dann muss man das auch hinnehmen", sagte der bald 41-Jährige in einem Interview mit dem TV-Sender RTL am Mittwochabend. Auch wenn man die Meinungen von außen höre, "hab ich ein gutes Gefühl. Jeder traut es mir zu und ich mir am allermeisten".

Keine Zweifel am Können des Rekordchampions hat Formel-1-Geschäftsführer Ecclestone. Auf die Frage auf der offiziellen Formel-1-Homepage "formula1.com", ob er den künftigen Mercedes-Grand-Prix-Piloten Schumacher auf der Rechnung habe, Rennen zu gewinnen, lautete die Antwort des Engländers: "Vergessen Sie Rennsiege - ich habe ihn auf der Rechnung für den Sieg in der Weltmeisterschaft."

Hamilton: "Eine Legende und ein richtig netter Kerl"

Der 79-jährige Brite kennt Schumacher seit vielen, vielen Jahren. Für Ex-Weltmeister Lewis Hamilton kommt es dagegen 2010 zur ersten Begegnung auf den Grand-Prix-Kursen mit dem einstigen Regenten der Königsklasse. "Es ist großartig, dass Michael wieder in der Formel 1 ist", lautete der Kommentar des englischen McLaren-Mercedes-Piloten zur Comeback-Ankündigung des Deutschen. "Ich freue mich wirklich, ihn auf der Strecke zu sehen und zurück an der Spitze. Er ist eine Legende und ein richtig netter Kerl."

Und einer, den das Rennfieber wieder richtig gepackt hat. "In erster Linie komme es ihm auf das an, was er selbst für sich wolle und "das ist genau das, was ich im Moment tue", meinte Schumacher im RTL-Interview.

Inspirationen

Inspiriert haben "Schumi" laut eigenen Angaben die Kombination mit Teamchef Ross Brawn und dem neuen Werksteam Mercedes Grand Prix, für das er in den kommenden drei Jahren um die WM kämpfen will. Sie setze Energie frei, die vor ein paar Monaten nicht vorhanden gewesen sei. Sein Teamkollege wird Landsmann Nico Rosberg sein. Der Sohn des finnischen Ex-Weltmeisters Keke Rosberg, der noch ohne Sieg in der Königsklasse des Motorsports ist, werde direkt von Schumacher profitieren, prophezeite Ecclestone.

Dass die Fortsetzung seiner einzigartigen Karriere nach über drei Jahren Pause aber auch kein Selbstläufer wird, weiß Schumacher. Zumal die Zielsetzung klar ist: Rennen und WM-Titel gewinnen. "Das wird keine leichte Aufgabe", meinte Schumacher, der am 3. Jänner seinen 41. Geburtstag feiern wird, und verwies auf die vergangene Saison. "Wir haben gesehen, wie dicht und eng" das Feld beisammen liege. "Da muss man sich schon mächtig anstrengen", meinte der siebenfache Weltmeister, dessen ungebremster Ehrgeiz wieder spürbar ist: "Genau diese Herausforderung ist das, was ich suche und das, was mich inspiriert und richtig heiß macht."

Erster Comeback-Versuch gescheitert

Schumacher war nach seinem 250. Rennen am 22. Oktober 2006 in Sao Paulo zurückgetreten. Seine einzigartige Bilanz: 91 Grand-Prix-Siege, sieben Weltmeistertitel. Erfolgreicher war noch keiner in der Geschichte der Formel 1. Im Sommer dieses Jahres hatte er einen Comeback-Versuch vorzeitig aufgeben müssen, eine Schädelbasisverletzung hatte Schumacher gestoppt. Diese hatte er sich bei einem schweren Motorradunfall auf einer Rennstrecke in Spanien am 11. Februar zugezogen. Schumacher versicherte nun: "Was das Thema Nacken angeht, gibt es überhaupt kein Fragezeichen."

Für die Ausrufezeichen will er dann wieder selbst am Steuer sorgen. Und angesichts der Duelle mit Weltmeister Jenson Button und Lewis Hamilton (beide McLaren-Mercedes) oder Fernando Alonso und Felipe Massa (beide Ferrari) stünden alle Zeichen auf eine "atemberaubende" Saison, meinte Ecclestone. "Die Fans werden sie lieben."

"Ferrari im Herzen"

Schumacher hat die Ferrari-Fans in einem Offenen Brief um Verständnis für sein Formel-1-Comeback bei Mercedes gebeten. "14 Jahre lang war ich ein Teil von Ferrari, 14 Jahre lang war Ferrari ein Teil von mir. Ein großes Stück Ferrari wird in meinem Herzen bleiben", versicherte der Deutsche in einem von zahlreichen italienischen Zeitungen am Donnerstag veröffentlichten Brief.

"Ich wäre glücklich, wenn ihr neben den beiden Ferrari-Piloten auch mir weiterhin ein kleines Stück Eurer unendlichen Sympathie schenken würdet", schrieb der siebenfache Formel-1-Weltmeister. Er unterzeichnete das Schreiben an die Ferraristi mit "Euer Michael."

"Ein neues Kapitel"

Er denke immer an die "Wärme, die Kraft und die Hingabe", die er bei Ferrari kennengelernt habe. "Ich habe mich von euch herzlich aufgenommen gefühlt und meinerseits versucht, euch Freude und Leidenschaft zurückzugeben, wenn ich auf den Strecken gekämpft und nach Siegen gejubelt habe", betonte der bald 41-Jährige in seinem Brief. Jetzt aber beginne ein neues Kapitel, das ihn an die Anfänge seiner Karriere zurückführe. "Ich werde auf der Rennstrecke mit allem Respekt gegen Ferrari antreten und ich bin überzeugt, dass es tapfere Kämpfe werden und dass Ferrari seine altbekannte Stärke zeigen wird", schrieb der ehemalige Star der Scuderia.

Kritik am F1-Engagement

Nach Ansicht des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen wird sich das Formel-1-Engagement von Mercedes für den Konzern nicht auszahlen. Er könne sich nicht vorstellen, dass Mercedes wegen der Formel 1 mehr Fahrzeuge verkaufen werde, sagte Dudenhöffer im Bayerischen Rundfunk.

"Gerade Mercedes ist ein Unternehmen, bei dem die Sportlichkeit nicht der erste Markenwert ist, sondern da ist man eher mit Sicherheit unterwegs, mit Qualität unterwegs. Warum sollte der Mercedes-Fahrer sich ausgerechnet wegen der Formel 1 für den Kauf eines Mercedes entscheiden? Das kann man kaum nachvollziehen."

Somit würden "Kosten für das Unternehmen aufgebaut, die in keiner Relation zu möglichen Erträgen stehen". Letztlich müssten die Autofahrer diese Kosten bezahlen, sagte Dudenhöffer: "Jedes Fahrzeug muss um 200 bis 300 Euro teurer verkauft werden, um die Formel 1 für Mercedes zu finanzieren."

Anders als Dudenhöffer sieht Mercedes-Sportchef Norbert Haug mögliche ökonomische Konsequenzen des Formel-1-Engagements des schwäbischen Konzerns. "Das ganze Thema wird sehr viel Autos verkaufen und sehr viele Leute auf die Qualität des Sterns aufmerksam machen", sagte Haug am Mittwochabend. (APA)