Thomas Edlinger, Fritz Ostermayer, "Die Traumprotokolle der Sumpfisten". € 15,90, 186 Seiten. Czernin Verlag, Wien 2009

 

 

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Der Sumpf ist eine Lagerstätte, auf der es sich trefflich träumen lässt: Thomas Edlinger und Fritz Ostermayer, Langzeit-Sumpfisten von FM4, beweisen mit diesem prächtigen Büchlein, wie heiter die Welt sein kann, wenn man Sinn, Verstand und Vernunft über Bord wirft und sich froh den Produktivkräften des Unbewussten anheimgibt.

Die Traumproktokolle der Sumpfisten - beide passenderweise in schmucken roten Pyjamas vor einer zerfließenden Dalí-Uhr auf dem Buchcover abgebildet - tauchen tief in nächtliche Assoziationsflüsse ein, fördern Erstaunliches zutage und berichten im dialogischen Austausch von wundersamen Abenteuern und Metamorphosen der Protagonisten: Ostermayer verwandelt sich in einer Hafenbar in Marseille in ein Hühnchen oder wird von Büchnerpreisträger Josef Winkler zum Leibministranten erwählt, Edlinger schaut seinen Trans-Gender-Eltern beim Ankleiden zu (Papa trägt Straps), sitzt mit Gisele Bündchen auf einem Traktoranhänger oder weckt - eine traumhafte Vorstellung - Fiona Swarovski mit einem Kuss aus dem Schlaf.

Der zweite Teil des Buches gilt der Analyse von allerlei erregenden Elixieren und erklärt, warum "Gelsenblut die Bloody Mary des kleinen Mannes" oder Inländer-Rum "das prekäre Elixier des Hasses" ist: "Nur so viel sei gesagt - Stroh spielt beim austriakischen Transformationsprozess eine große Rolle." Wer wollte dem nach den Polit-Geschehnissen dieser Wochen ernsthaft widersprechen? (Christoph Winder / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25./26./27.12.2009)