Die Kunstform Oper im Fernsehen - das kann auch für Fans ganz schön öde wirken. Wie selten sind ja ausreichend Kameras zugegen, um die tragischen Verhältnisse auf der Bühne wirklich adäquat abzubilden; wie selten spielen und singen die Transporteure der großen Operngefühle für die Kamera. In der Regel sind ihre Gestik und Mimik dem Publikum im Theater zugedacht - und das bedeutet halt: Im TV wird Singschauspielerei zum Dokument darstellerischer Übertreibung.

Dieses Problem ist natürlich nie ganz auszuräumen. Es lässt sich das Genre aber natürlich telegen inszenieren. In diesem erfrischenden Sinne haben sich die Sender 3sat, ZDF theaterkanal und Classica zusammengetan - und alle Achtung: Das Projekt "Die schönsten Opern aller Zeiten" zeugt von Gestaltungwillen, es lockt ja auch als Wettbewerb, an dem man teilnehmen kann. Und auch die Fülle des Angebots kann sich sehen lassen.

In einer Vorauswahl wurden da aus 30 Opern zehn Werke ausgewählt: Lohengrin, Der Rosenkavalier, Fidelio, Tosca, Aida, Don Giovanni, La Bohème, Die Zauberflöte, Carmen und La Traviata können anhand von Dokumentationen (die auf anderen Sendern wiederholt werden) erschlossen werden. Daneben bieten jeweils zwei Inszenierungen einer Oper Vergleichsmöglichkeiten.

Das Projekt startet am 26. Dezember auf 3sat mit einer Lohengrin-Dokumentation und geht insgesamt bis zum 9. Jänner. An diesem Tag findet das große Finale statt (20.10, 3sat), bei dem die Siegeroper gekürt wird - per Mail oder Telefon kann man noch in die Entscheidung eingreifen. Voten darf man allerdings schon ab Beginn des Projektes (unter www.die-schönsten-opern-aller-zeiten.de).

Auch zu beachten: Unter den Inszenierungen ist auch frisches Material dabei. So erlebt man (am 26. 12., 20.15., 3sat) jenen Lohengrin, der vor nicht allzu langer Zeit an der Bayerischen Staatsoper (mit dem Startenor Jonas Kaufmann) zu sehen war. Beim Rosenkavalier (27. 12., 20.15, 3sat) wiederum hört man die magische Renée Flemming und sieht Dirigent Christian Thielemann. Empfehlenswert auch die Martin-Kusej-Inszenierung von Don Giovanni (bei den Salzburger Festspielen mit Thomas Hampson). Und auch Robert Dornhelms Verfilmung von La Bohème ist im Programm. Natürlich mit Anna Netrebko und Rolando Villazon. (Ljubisa Tosic / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25./26./27.12.2009)