Gaza/Jerusalem - Der deutsche Vermittler bei den Bemühungen um einen Gefangenenaustausch in Nahost hat der Führung der radikal-islamischen Hamas einen neuen Einigungsvorschlag Israels übergeben. Der Hamas-Führer Mahmoud al-Zahar sagte dem israelischen Rundfunk am Mittwoch, seine Organisation brauche jetzt einige Tage, um über das Dokument zu beraten.

Der deutsche Vermittler war zuvor zu mehrstündigen Gesprächen mit Hamas-Repräsentanten im Gazastreifen eingetroffen. Seine Identität ist nicht offiziell bekannt, in Medienberichten war jedoch mehrmals die Rede von einem Verhandlungsteam unter Leitung des Chefs des Bundesnachrichtendienstes, Ernst Uhrlau.

Israel hat nach Medienberichten einem Gefangenenaustausch grundsätzlich zugestimmt, will jedoch 120 Gefangene aus dem Westjordanland in den Gazastreifen oder in Drittländer abschieben. Dagegen hat die Hamas noch Vorbehalte. Für die Freiheit des vor dreieinhalb Jahren in den Gazastreifen entführten israelischen Soldaten Gilad Shalit fordert die Organisation die Freilassung von etwa 1000 palästinensischen Gefangenen.

Die Hamas-Führung in Gaza und Damaskus werde in einigen Tagen nach internen Beratungen eine Antwort an Israel übermitteln, sagte Zahar, der selbst an den Verhandlungen beteiligt ist. Er sagte, der deutsche Vermittler sei am Nachmittag aus dem Gazastreifen zurück nach Deutschland gereist, um dort die Weihnachtsfeiertage zu verbringen. "Die Antwort von Hamas wird bereit sein, bevor er zurück in die Region kommt."

Die israelische Zeitung "Yediot Ahronot" meldete am Mittwoch, der deutsche Vermittler habe Israel und der Hamas für eine Einigung einen Zeitrahmen von drei Wochen vorgegeben. Er wolle über die Feiertage zu seiner Familie nach Deutschland reisen und erst in etwa drei Wochen in die Nahost-Region zurückkehren, schrieb das Blatt. Während seiner Abwesenheit sollten jedoch Mitglieder seines Teams die Vermittlungsbemühungen fortsetzen. Der Vermittler habe beiden Seiten empfohlen, bis zu seiner Rückkehr eine Einigung zu erzielen.

Deutschland, das seit einem halben Jahr an den Vermittlungen beteiligt ist, hat bereits zweimal erfolgreich einen Gefangenenaustausch zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz ausgehandelt.

Der palästinensische Politik-Experte Mustafa al-Sawaf in Gaza sagte am Mittwoch, die Zeit sei reif für einen neuen Gefangenenaustausch in Nahost. "Israel hat mehr als 80 Prozent der Forderungen der Entführer des Soldaten erfüllt", sagte er. Die Forderung nach einer Verbannung von mehr als 100 Häftlingen sei das letzte Hindernis.

Israel besteht nach Medienberichten auf der Verbannung von Gefangenen aus dem Westjordanland, die an der Planung von Anschlägen beteiligt waren. Es wird befürchtet, sie könnten sonst erneut Anschläge vom Westjordanland aus organisieren und dort auch die Herrschaft der gemäßigteren Fatah-Organisation des Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas gefährden. (APA)