Big Star: Keep An Eye On The Sky (Rhino/Warner)

Foto: Rhino

Nachdem seine erste Karriere mit den Box Tops und deren Welthit The Letter beendet war, formierte Alex Chilton 1971 zusammen mit Chris Bell, Jody Stephens and Andy Hummel Big Star. Zu Hause in Memphis, Tennessee, der Metropole des Southern Soul, schufen sie eine Ästhetik, die davon ebenso beeinflusst war wie von Bands der British Invasion. Nach drei Alben - #1 Record, Radio City und dem erst 1978 veröffentlichten Third / Sister Lovers - zerfiel die Band wegen chronischer Erfolglosigkeit.

In den 1980ern entdeckte die Post-Punk-Generation das Werk dieser poppigen bis depressiven Band, woraus im Laufe der Jahre ein Fan-Kult erwuchs, der bis heute anhält und zu Reunion-Shows und einem vierten Album geführt hat, dem eher vernachlässigbaren In Space (2005). Die Lieder der frühen Alben wurden von This Immortal Coil, Wilco, Placebo und anderen mehr gecovert. Den Bangles gelang mit September Gurls in den 1980ern ein Top-Ten-Hit.

Heuer erschien die ultimative Zusammenstellung des Frühwerks: Keep An Eye On The Sky, die auf vier CDs mit den Songs der drei frühen Alben sowie unveröffentlichten Versionen, Demos und Songs aufwartet, die die anhaltende Faszination an Big Star illustriert. Schon über eine der traurigsten Balladen aller Zeiten, Holocaust, könnte man seitenlange Abhandlungen verfassen. Aber auch der heute Power-Pop genannte Sound von Big Star, der auf Third und dank des Produzenten Jim Dickinson bis zum holprigen Proto-Punk reicht, überzeugt immer noch und hat im Laufe der Jahre dutzende Bands beeinflusst.

Bell starb 1978 bei einem Autounfall, Stephens arbeitet immer noch in den Ardent Studios in Memphis, und Chilton, der später etwa das erste Album der Cramps produzieren sollte, hat ein umfangreiches Solowerk veröffentlicht und zehrt bis heute von seiner Arbeit mit den Box Tops und Big Star. (flu / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24./25./26./27.12.2009)