Wien - Als "kriminell" bezeichnet Kardinal Christoph Schönborn die Vorgänge, die zur Notverstaatlichung der Kärntner Bank Hypo Alpe Adria geführt haben. "Hier haben sich Politiker sowie in der Wirtschaft und im Bankwesen Tätige schamlos bedient. Das ist so verbrecherisch, wie leichtfertig Kriege anzuzetteln", kritisiert Schönborn in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der "Furche".

Die drei Milliarden Euro, die laut Bundeskanzler Werner Faymann der Staat zuschießen müsse, um die Hypo aufzufangen, hätten bis 2020 genügt, um notwendige Schulreformen zu finanzieren. "Das Geld ist nun einfach weg! Und das ist kriminell", so Schönborn. Deshalb sei wirklich zu hoffen, dass die Justiz diese Sümpfe erkundet und dann auch trockenlegt.

"Hier werden wohl keine Menschen getötet, aber es werde sehr viel Volksvermögen, sehr viel Gemeingut vernichtet", so Schönborn. Und dahinter stecke "Gier - sonst nichts".

Verlust an Maß

Ab einer gewissen Größenordnung scheinen die Menschen nicht zuletzt in führenden Positionen das Maß zu verlieren, meint Schönborn. Das Tragische daran sei, dass dieses Verhalten auch zu einem Grundmuster in der Gesellschaft geworden sei. "Offensichtlich hat es sich in unserer Gesellschaft eingebürgert, dass man mit Geld spekuliert, unabhängig davon, ob dem Werte entsprechen oder nicht", führt der Kardinal aus "Wir haben in unserer Gesellschaft offensichtlich den Boden verloren. Wir werden die Rechnung für diese Verabsolutierung des Finanzmarktes sehr, sehr schmerzlich bezahlen müssen. Wir sind daran, die Rechnung auf die nächste Generationen abzuwälzen", wird Schönborn zitiert.

Das Geld werde der Politk "dramatisch" fehlen, es werde zu Sparpaketeten kommen, und diese werden diejenigen "dramatisch" treffen, die schon am unteren Rand der Möglichkeiten seien. "Man soll nicht überdramatisieren, aber das vorschnelle Reden von 'es geht schon weider aufwärts' lässt mich sehr skeptisch werden, wenn ich die Arbetislosenzahlen höre", so Schönborn, der fordert: "Wir müssen wieder die elementaren Tugenden der Gesellschaft lernen: Anstand, den "Genierer", dass man gewisse Dinge eben nicht tut. Ohne Anstand kann eine Demokratie nicht funktionieren". Der Staat lebe davon, dass der Bürger tugendhaft ist. Das habe schon Aristoteles in seiner "Politik" klar gesagt. (APA)