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Foto: APA/dpa7Jenssen

Nicht nur Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl konnte im ZiB 2-Interview am Montag nicht von ihnen lassen: Durch den Streit um das geplante Erstaufnahmezentrum für Flüchtlinge in Eberau sind die "Asylanten" wieder zu einem wichtigen Gesprächsthema geworden. In der Bahn, im Supermarkt, an den Stammtischen, aus Bürger- und Politikermund sowie mehrfach auch aus diversen wenig edlen Kommentatoren-"Federn" (die heute in der Regel Computertastaturen sind, aber die Sprache hinkt der Entwicklung der Dinge vielfach hinterher)..

Bei den "Asylanten" sucht die österreichische Sprache nicht nach Anschluss ans Moderne, im Gegenteil. Hier ist sie mittendrin, liegt nah am Puls der Zeit, drückt ihn aus: in aller Abfälligkeit, die durch die Verballhornung eines aus dem Asylrecht übernommenen Fachworts - Asylwerber - erzielt werden kann: Der "Asylant" und sein weibliches Pendant, die "Asylantin" gehen leicht, volksnah und abschätzig über die Lippen. Im Osten des Bundesgebiets klingt dabei der "Negerant" (jemand, der ständig pleite ist - also so, wie es Asylwerber hierzulande mangels Arbeitsbewilligungen leider sind) an. Im Westen wird man vielleicht mit dem "Defraudanten" (Steuer-und Zollbetrüger) mehr anfangen können. Auf alle Fälle verheißt dieser Begriff - und somit die Person, die so bezeichnet wird - nichts Gutes.
Nun meinen viele Menschen - auch Gutwillige, nicht "Asylanten"-feindliche - dass man sich über solche sprachlichen Kinkerlitzchen nicht weiter aufregen sollte. Auch gegen Asylwerber könne man hetzen, also gehe es um die Absicht, nicht um die Wortwahl. Sie irren, denn der Ausdruck "Asylant" transportiert die beleidigende Absicht schon mit. Überhaupt wäre vielfach mehr Nachdenken vor dem Sprechen und Schreiben angesagt: so könnten zum Beispiel auch viele undurchdachte "Schwarzafrikaner" (gibt es zu Vergleich dazu einen "Weißeuropäer"? Nein? Eben!) vermieden werden.

Irene.Brickner@derStandard.at