Werk: saubereAutos.at
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Das auffälligste äußere Merkmal am Testfahrzeug war die Metallic-Lackierung im Farbton „Emotion Red". In allen anderen Bereichen hält sich der Nissan Note in seinem Auftreten vornehm zurück. Was keineswegs heißen soll, dass sein ganz individueller Charakter nicht genügend ausgeprägt ist, ganz im Gegenteil: Der Note will entdeckt werden.

Die Front weist den Note sofort als Nissan-Familienmitglied aus - mit einer ganz eigenen, ausgeprägten Identität. Als Beispiel sollen hier die Scheinwerfer dienen, die in ihrer Froschäugigkeit an den Micra erinnern, jedoch in einer deutlich dynamischerer Form umgesetzt. Die hoch angesetzten, weit ins Fahrzeugdach hineingezogenen Heckleuchten sind hingegen ein ganz eigenständiges Note-Feature; hier erlaubte sich das Entwicklungsteam sogar eine untypische Verspieltheit. In der Seitenansicht haben die Designer nüchtern alle Tücken des Segments gekonnt umschifft: Die erhöhte Sitzposition und das maximale Raumangebot auf beschränkter Fahrzeuglänge, die einen Kompaktvan ausmachen, können leicht zu einem etwas unbeholfenen, von Kompromissen geprägten Erscheinungsbild führen. Nicht so beim Note: Die Linie der Seitenscheiben entspricht ganz den aktuellen Designströmungen und den Blechflächen wurde durch das Anbringen von Leisten im unteren Bereich der Türen sowie ein dezentes Ausstellen der Radhäuser die Wucht genommen.

Beim Einsteigen hat man das Gefühl, in ein übergeordnetes Fahrzeugsegment zu wechseln: In der Topausstattung Tekna bietet der Note im Innenraum Features, die man ihm - ohne ihm zu nahe treten zu wollen - nicht zugetraut hätte. Ein höhenverstellbarer Fahrersitz, ein Lederlenkrad mit Fernbedienung für Audiosystem, Bordcomputer, Freisprecheinrichtung und Geschwindigkeitsregelanlage, Mittelarmlehnen und eine Pedalerie in Aluminiumoptik schön und gut, Rückfahrsensoren, Regen- und Lichtautomatik und eine Klimaautomatik meinetwegen, aber eine Teillederverkleidung, ausklappbare Tischchen an den Vordersitzlehnen, Keyless Entry- und Start und ein Navigationssystem mit 5 Zoll-Farbdisplay und Touchscreen?

Nein, das ist kein speziell präpariertes Testauto, um die Fachpresse gnädig zu stimmen. Einen derart ausgestatteten Note kann jeder beim Nissan-Händler bestellen. Dieses Modell ist nichts anderes als die konsequente Umsetzung dessen, was der Markt zur Zeit verlangt. Gehörte es früher zum guten Ton, seinen Wohlstand auch in Form eines luxuriösen fahrbaren Untersatzes zu präsentieren, so neigen heute viele Autokäufer zum Understatement und zum Erwerb eines kleineren Fahrzeugs. Weitere Ursachen für diesen Trend findet man in der Verkehrssituation und der Parkplatznot in den Großstädten sowie der gewachsenen Sensibilität hinsichtlich der Schadstoffemissionen. Wirtschaftliche Gründe tragen weniger dazu bei, denn Marktforscher beobachten ein deutlich gewachsenes Kundeninteresse an den höheren und höchsten Ausstattungslinien entsprechender Modelle. Wenn schon ein kleineres Auto, dann soll dieses auch alles bieten, was man bisher gewohnt war - und vielleicht sogar mehr, wie der Nissan Note Tekna. Dass der Regensensor nicht ganz Herr der Wettersituation ist, und sich bei praktisch trockenem Bedingungen die Scheibenwischer wund fegt, um bei strömenden Regen sparsam auf Intervall zu schalten, tut dem Vergnügen keinen Abbruch.

Die Erfahrungen Nissans im Bau von Kompaktvans zeigen sich auch im Platzangebot, das unter anderem Folge aus dem vergleichsweise großen Radstand von 2,60 Metern bei einer Fahrzeuglänge von 4,10 Metern ist. Vier Personen finden im Note jene Bewegungsfreiheit, die auch längeren Fahrten zu einem entspannten Erlebnis machen, im Fond lässt sich die Beinfreiheit durch die in Längsrichtung verschiebbare Rücksitzbank auf ein Maß erweitern, das klassenuntypisch ist. Wer größere Gegenstände zu transportieren hat, rückt die Fondsitze wieder nach vorne und vergrößert die Ladekapazität von 280 auf 437 Liter. Bei umgelegter Lehne steht ein Volumen von 1.332 Litern zur Verfügung. Das Flexiboard-System bietet darüber hinaus ein separates kunststoffbeschichtetes Fach unter einer teppichbezogenen Abdeckung im Kofferraumboden.

Wer die üppige Tekna-Ausstattung in Kombination mit einem CO2-Ausstoß unter der 140 g/km-Grenze genießen will, wählt den 1,5 dCi-Dieselmotor in der 103 PS-Ausführung, für den Nissan einen Durchschnittsverbrauch von 5,1 l/100 km (136 g/km CO2) angibt. Im kalten Zustand meldet sich der Selbstzünder vernehmbar zu Wort, beruhigt sich mit zunehmender Betriebstemperatur dann allerdings recht bald. Kraft hat das Common-Rail-Aggregat genügend: 240 Nm stellt der Turbodiesel ab 2.000 U/min zur Verfügung. Gefühlt würde man diesen Wert höher einschätzen und gleichzeitig niedrigeren Drehzahlen zuordnen, denn auch im Stadtgebiet kann man bedenkenlos im fünften oder sechsten Gang dahinrollen und bei Bedarf ruckfrei beschleunigen. Was sich also bereits im Fahrbetrieb angedeutet hat, findet an der Tankstelle seine Bestätigung: Durchschnittlich 4,9 Liter benötigte der Note während unseres Tests und erhält dadurch Zugang zum exklusiven Club jener Fahrzeuge, bei denen wir die Werksangabe sogar noch unterschreiten konnten - im Falle des Note um 0,2 Liter. Mehrverbrauch durch Mehrausstattung ist beim Nissan-Kompaktvan also kein Thema.

Auch die Sicherheitsausstattung ist lückenlos: Airbags gibt es rundum, vorne sind aktive Kopfstützen montiert, hinten sind serienmäßig Isofix-Kindersitz-Befestigungspunkte vorgesehen. Das gute Fahrwerk findet die Mitte zwischen sportlicher Straffheit und sanftem Komfort und wird im Falle des Falles vom serienmäßigen Stabilitätsprogramm ESP unterstützt.

Mit dem Note 1,5 dCi Tekna sollte Nissan also den derzeit vorherrschenden Zeitgeschmack punktgenau treffen. Dieses Modell trägt nach außen hin nicht dick auf und lässt im Innenraum keine Komfortwünsche offen, bietet erstaunlich viel Platz (vor allem für die Fondpassagiere) und bewegt sich dennoch wendig durch den dichtesten Stadtverkehr. Abgerundet wird das gelungene Paket durch einen zeitgemäß sparsamen Treibstoffverbrauch. Dass dieses Kompaktfahrzeug dann 23.890,- Euro (inkl. NoVA und MwSt.) kostet, ist die Kehrseite der Medaille - ein angemessener Preis in Hinsicht auf das Gebotene und die Ausstattung, die einer höheren Fahrzeugklasse entspricht. Vor einigen Jahren hätte man allerdings um diese Summe eine ähnliche Ausstattung in einem Vertreter genau jener höheren Fahrzeugklasse bekommen und damit auch mehr nach außen getragenes Prestige - aber genau das wollen wir ja nicht mehr.

Den Nissan Note gibt es übrigens bereits um ganze 9.000,- Euro günstiger. Als 1,4 Visia bietet er dasselbe Raumangebot, dasselbe gefällige Design und einen ähnlich sparsamen (in diesem Fall: Benzin-)Motor, der sich laut Nissan mit 5,9 l/100 km (139 g/km CO2) begnügt - minus der besonders umfangreichen Ausstattung, die für uns allerdings eine der Hauptattraktionen des japanischen Kompakt-Vans ausmacht. (saubereAutos.at)