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Große Freude: Die ersten gleichgeschlechtlichen Ehen können in der mexikanischen Hauptstadt im Februar geschlossen werden.

Foto: APA/EPA/Isaac Esquivel

Mexiko-Stadt - Als Vorreiter in Lateinamerika hat Mexiko-Stadt die Homosexuellen-Ehe per Gesetz eingeführt. Die linke Mehrheit im Parlament der mexikanischen Hauptstadt setzte am Montag überdies das Adoptionsrecht für homosexuelle Ehepaare durch. Anfang Dezember hatte ein Gericht die erste gleichgeschlechtliche Ehe Lateinamerikas in Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires unterbunden, indem es das Urteil eines untergeordneten Gerichts aufhob.

Bund zwischen zwei Menschen

Für die Einführung der Homosexuellen-Ehe stimmten 39 Abgeordnete, dagegen 20, wie der Sprecher des Initiators der Reform, Davi Razu, sagte. Fünf Abgeordnete enthielten sich. Das Stadtparlament änderte die Definition von Ehe: Sie gilt in Mexiko-Stadt nun nicht mehr nur als Bund von Mann und Frau, sondern als Bund zwischen zwei Menschen.

Die ersten gleichgeschlechtlichen Ehen können in der mexikanischen Hauptstadt nun 45 Tage nach Verabschiedung des Gesetzes, also im Februar, geschlossen werden. BefürworterInnen äußerten jedoch die Befürchtung, dass das Gesetz noch vom Obersten Gerichtshof des Landes gekippt werden könnte.

"Alle Grenzen überwunden"

Victor Romo von der in Mexiko-Stadt regierenden PRD begrüßte die Reform als großen Fortschritt. "Jahrhunderte lang haben unrechte Gesetze Eheschließungen zwischen Weißen und Schwarzen oder Europäern und Indianern verboten", sagte der Abgeordnete. "Heute sind all diese Grenzen überwunden."

Konservative und Kirche massiv dagegen

Der Parlamentsabstimmung war eine dreistündige lebhafte Debatte vorausgegangen. Die konservative Partei PAN, die in Mexiko auf Bundesebene regiert, in der Hauptstadt aber in der Opposition ist, erklärte, die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe sei "ein Wahlkampfmanöver der PRD, das sich über die Homosexuellen-Community lustig macht und sie missbraucht".

Die katholische Kirche hatte die Einführung vehement abgelehnt. Der mexikanische Kardinal Javier Lozano Barragan sagte Anfang Dezember, Homosexuelle und Transsexuelle könnten "niemals in das Himmelsreich eintreten". Laut einer Umfrage vom September war die Bevölkerung in Mexiko-Stadt geteilter Meinung: 48 Prozent befürworteten die Einführung, 46 Prozent wandten sich dagegen.

Nach Bekanntwerden des Abstimmungsergebnisses fielen sich einige homosexuelle Paare vor dem Stadtparlament in die Arme. Die Reform sei "ein sozialer und kultureller Durchbruch", sagte der Journalist Antonio Medina.

Eingetragene Partnerschaften in Buenos Aires und anderen Städten

Im katholisch geprägten Lateinamerika sind bisher nur vereinzelt eingetragene Partnerschaften von Homosexuellen möglich. Buenos Aires führte dieses Recht 2002 als erste lateinamerikanische Stadt ein, Mexiko-Stadt folgte Ende 2006, und auch in wenigen anderen Städten des Kontinents gilt es mittlerweile.

Anfang Dezember hatte ein argentinisches Gericht die erste gleichgeschlechtliche Eheschließung in Buenos Aires verhindert, indem es die Entscheidung eines Gerichts niedrigerer Instanz aufhob. Die endgültige Entscheidung durch den Obersten Gerichtshof steht noch aus.

Premiere für echte Gleichstellung

Als erstes lateinamerikanisches Land führte Uruguay Ende 2007 eingetragene Partnerschaften für Lesben und Schwule ein. Anfang 2009 erkannte auch das kolumbianische Verfassungsgericht besondere Rechte für homosexuelle Paare an. Die gleichgeschlechtliche Ehe mit den gleichen Rechten und Pflichten wie bei heterosexuellen Paaren war bisher jedoch nirgendwo in Lateinamerika erlaubt.  (APA/Ag.)