Kairo - Der Streit um die Nofretete-Büste zwischen Deutschland und Ägypten geht in eine weitere Runde: Der Chef der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi Hawass, kündigte am Sonntag in Kairo an, dass Ägypten die Büste offiziell zurückfordern werde. Hawass wolle zunächst noch alle Formalitäten vor einer offiziellen Rückforderung prüfen lassen, erklärte die Altertümerverwaltung nach Gesprächen Hawass' mit der Direktorin des Ägyptischen Museums Berlin, der Ägyptologin Friederike Seyfried. Ägypten hatte schon mehrfach die endgültige Rückgabe der Nofretete-Büste beantragt.

Aktueller Hintergrund der neuerlichen ägyptischen Bemühungen ist ein angebliches Täuschungsmanöver des deutschen Nofretete-Entdeckers Ludwig Borchardt, der bei der Ausfuhr der Büste aus Ägypten im Jahr 1913 einem Antikeninspektor einen geringeren Wert vorgegaukelt haben soll. Demnach sei die Büste nach ihrer Entdeckung mit Tonerde beschmiert worden, um die Inspektoren über ihre tatsächliche Beschaffenheit zu täuschen. Museumsdirektorin Seyfried hatte dagegen jüngst Dokumente vorgelegt, die nach Auffassung der deutschen Seite die Rechtmäßigkeit der Ausfuhr der Büste belegen.

Deutschland wies bisher selbst Forderungen, die Büste zu verleihen, kategorisch zurück, da dies aus konservatorischen Gründen nicht zu verantworten sei. Nach deutscher Auffassung war der Erwerb der Nofretete-Büste vor 95 Jahren rechtmäßig. 1911 hatte der Berliner Kunstmäzen James Simon Ausgrabungen in Ägypten finanziert. Da die Grabungslizenz auf ihn ausgestellt war, gehörten ihm alle Fundstücke, auch die Büste von Nofretete. 1920 schenkte Simon die Büste dem Vorderasiatischen Museum in Berlin. (APA)