München - Mithilfe der Zwei-Photonen-Mikroskopie haben Forscher der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) das Wachstum von der Krebszelle bis zum Gehirntumor in Echtzeit beobachten können. Die Methode erlaubt es, auch tiefer liegende Regionen des lebenden Gehirns bis in kleinste Einzelheiten sichtbar zu machen. Zwei unterschiedliche Farbstoffe ließen die Blutgefäße grün, die - von den Forschern injizierten - Tumorzellen dagegen rot aufleuchten.

Über einen Zeitraum von mehreren Wochen konnten die Wissenschafler dann beobachten, dass für die Bildung einer Gehirnmetastase insgesamt vier Schritte notwendig sind. Zuerst müssen die Tumorzellen im Blut an einer Gabelung im Adergeflecht hängen bleiben, teilten die Forscher mit. Danach müssten sie durch winzige Löcher in der Gefäßwand nach außen dringen, "um sich dann in einem dritten Schritt von außen an die Ader anzuheften." Dann können die Zellen bereits Mikrometastasen aus vier bis 50 Zellen bilden. Gefährlich wird es beim vierten Schritt: Dann verschmelzen mehrere benachbarte Mikrometastasen und bilden neue Blutgefäße aus. "Diese sogenannte Angiogenese liefert der Geschwulst alle nötigen Nährstoffe und erlaubt so ein schnelles und ungebremstes Tumorwachstum", hieß es dazu. Bleibt einer dieser Schritte aus, landen die Krebszellen in der "Sackgasse" und die Metastasenbildung stockt.

"Wir hoffen nun, dass unsere Ergebnisse helfen, bereits vorhandene Krebstherapien zu optimieren und neue Wirkstoffe zu entwickeln, die gezielt auf bestimmte Stadien der Metastasenbildung Einfluss nehmen", sagte der Leiter der Forschergruppe, Frank Winkler, laut einer Mitteilung der LMU in der Online-Ausgabe von "Nature Medicine". Ein Viertel aller Krebspatienten entwickele demnach Metastasen im Gehirn - oft auch lange nach einer erfolgreichen Behandlung des Ursprungstumors. (APA/red)