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Überfüllter Eurostar-Bahnhof in London. Weil die Loks offenbar nicht wintertauglich sind, wurden 60.000 Buchungen gestrichen

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Viele Eurostar Passagiere wurden, nachdem sie 15 Stunden im Eurotunnel festgesessen haben in Autotransport-Zügen von Frankreich nach Großbritannien gebracht

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Wiener Winter: Wer wegen eingeschneiter Zweiräder auf ÖBB-Züge umstieg, hatte am Sonntag erst recht Probleme

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London/Wien/Washington - Schneestürme und klirrende Kälte haben am Wochenende in vielen Ländern für ein massives Verkehrschaos und zahlreiche Tote gesorgt. Allein in Polen erfroren bei minus 20 Grad mindestens 29 Menschen. Auch in Österreich waren am Sonntag drei Kältetote zu beklagen. Insgesamt kamen durch Kälte und witterungsbedingte Unfälle mindestens 36 Menschen ums Leben.

Am Heimweg erfroren

Ein 43-jähriger Installateur aus der Oststeiermark erfror auf dem Heimweg von einer Discothek in Mühldorf, ebenso erging es einem 19-jähriger Südsteirer auf dem Heimweg von einem Lokal nach Oberhaag und einem 59-jährigen Salzburger nach einem Gasthausbesuch in Pfarrwerfen. Alle drei dürften alkoholisiert nach Stürzen liegengeblieben sein.

15 Stunden im Ärmelkanaltunnel

Der Straßen- und Bahnverkehr brach vielerorts zusammen. Am schlimmsten erwischte es die Eurostar-Verbindung via Ärmelkanaltunnel. Betroffen waren fast 60.000 Passagiere. Schon Samstag saßen mehr als 2000 Reisende rund 15 Stunden in liegengebliebenen Hochgeschwindigkeitszügen mitten im Tunnel hilflos fest.

Informationen waren ziemlich schlecht

Lee Godfrey war mit seiner Familie unterwegs. "Wir waren ohne Strom. Uns sind das Wasser und das Essen ausgegangen. Und die Informationen des Personals waren ziemlich schlecht", sagte er. Kinder hätten auf den Gängen geschlafen. Menschen hätten Panikattacken gehabt. Mit kleineren Shuttles konnten die Passagier schließlich geborgen werden.

Betrieb der Eurostar-Züge eingestellt

Daraufhin wurde der Betrieb der Eurostar-Züge für das ganze Wochenende, für das es insgesamt 60.000 Buchungen gegeben hatte, komplett eingestellt. Nach ersten Erkenntnissen dürfte Kondenswasser die Elektronik der Lokomotiven lahmgelegt haben, als die kalten Züge aus der eisigen trockenen Luft im Norden Frankreichs in den etwa 25 Grad warmen und feuchteren Tunnel einfuhren.

Am Sonntag war noch unklar, wann der Betrieb wieder aufgenommen werden soll. Eurostar-Chef Richard Brown versprach, Betroffene zu entschädigen. Konkret war von Retournierung des Fahrpreises, Aushändigung eines Gratistickets und einer Auszahlung von 120 Euro pro Person die Rede.

Zugverspätungen in Österreich

Auch in Österreich kam es zu massiven Verspätungen im Zugsverkehr und zu Ausfällen von Verbindungen. Praktisch jeder Zug, egal ob Fern- oder Nahverkehr, hatte bis zu drei Stunden Verspätung. Offizielle Begründung: eingefrorene Weichen.

Chaos an Wiener Bahnhöfen

Sowohl im Wiener Westbahnhof als auch in Meidling (Ersatzbahnhof für den Südbahnhof) kam es zu chaotischen Zuständen. In St. Pölten, wo ebenfalls gerade der Bahnhof umgebaut wird und der geheizte Warte-Container viel zu klein ist, gab es massive Proteste von empörten Fahrgästen. An der Südbahnstrecke versuchten die ÖBB, die Situation mit Gratistee und der Öffnung der Lounges für alle Fahrgäste, die Situation zu entspannen.

Flugverspätungen

Auch der Flugverkehr litt unter dem Wetter. Auf den Pariser Flughäfen Charles de Gaulle und Orly fielen 40 Prozent der Flüge aus, in Brüssel, Amsterdam und Manchester gab es stundenlange Verspätungen.

Tauwetter prognostiziert

Während in Mitteleuropa für die kommenden Tage Tauwetter mit bis zu zehn Grad plus angesagt ist, sind im Nordosten der USA weiße Weihnachten garantiert. In manchen Gegenden fielen fast 60 Zentimeter Schnee. Für die Hauptstadt Washington galt eine Blizzard-Warnung. In New York wurden am Sonntag 25 Zentimeter Schnee gemessen, auf Long Island sogar 45 Zentimeter. In hunderttausenden Haushalten vom Nordosten bis zum mittleren Atlantik fiel der Strom aus, die Polizei musste zu tausenden Verkehrsunfällen ausrücken. Auf den Flughäfen von Washington, New York und Philadelphia wurden viele Flüge gestrichen. (APA, Reuters, dpa, red, DER STANDARD Printausgabe 21/22.12.2009)