Besetzungskooperative im Audimax: Studierende und Obdachlose protestieren gemeinsam - für unterschiedliche Ziele. Doch Weihnachten im Hörsaal ist wohl nicht geplant.

Foto: Pumberger

Wien - Tag 60 im besetzten Audimax war Putztag. Sonntag ist Saubermachtag. Und so wuselten Obdachlose, die in Koexistenz mit den Studierenden das Auditorium maximum zu ihrer vorläufigen Bleibe erkoren haben, mit Putzfetzen und Besen durch den größten Hörsaal der Uni Wien, um die Spuren der Besetzungskooperative zu beseitigen. "Blitzblank" werde alles sein, sagte ein Student aus der AG Presse im Standard-Gespräch.

Das warme Mittagessen aus der Volxküche ließ zwar auf sich warten - Stromausfall -, aber ansonsten haben es sich die Besetzer durchaus heimelig gemacht. Es gibt mehrere Christbäume, und auch musikalisch weihnachtet es sehr. Aus bekannten Weihnachtsliedern werden besinnliche Protestsongs. An den Weihnachtsmann glaubt im Audimax niemand mehr, sie sehnen einen andern her, wie im Video auf unibrennt.tv zu sehen ist: "Morgen kommt der Bildungsmann/ kommt mit seinen Gaben/ Freiheit, Bildung und viel mehr/ gleiche Chancen - sozial fair/ Recht auf Bildung und noch mehr/ sind bei ihm zu haben."

Inhaltlich standen am "Queer-feministischen Wochenende" "Queere Lesarten der Hebräischen Bibel" und "Antisexistische Selbstuntersuchung" , aber auch Hausmusik mit den Obdachlosen und eine Reihe von Konzerten und DJ-Auftritten auf dem Programm.

Heute, Montag, geht es am Abend basisdemokratisch im Plenum wieder um die Causa prima: Abzug aus dem Audimax - oder nicht? Diese Frage wird jedenfalls "der wichtigste Tagesordnungspunkt sein" , sagte Georg vom AG-Presse-Team zum Standard: "Da gab es beim letzten Mal noch ziemlich viel Diskussionsbedarf."

Ob es überhaupt zu einer Abstimmung kommt, sei aber "nicht sicher" . Noch habe das Plenum keine akkordierten Forderungen an das Rektorat, nur "Vorschläge" . Ganz wichtig sei die Versorgung der Obdachlosen, aber auch "technische Fragen, wie es mit unseren Räumen ausschaut, ob wir die Bühne behalten und unsere Plakate hängenbleiben dürfen, müssen geklärt werden" , sagt Georg. Und die Form der künftigen Besetzungen - "Teilbesetzung oder Lehrveranstaltungen im Rahmen der Besetzung" - sei ebenfalls zu klären.

An der Universität Graz gibt es keinen Klärungsbedarf mehr. Besetzer und Rektorat erzielten (wie schon an der Uni Salzburg und an der Uni Innsbruck) eine Einigung über die Rückwidmung der zweckentfremdeten Hörsäle. Der besetzte Hörsaaltrakt ABC wird während der Weihnachtsferien freigegeben, die Studierenden übersiedeln in Ersatzräume, kehren am 7. Jänner aber zurück in den Hörsaal B. Hörsaal A wird dann nur noch an vier Tagen der Woche abends für Versammlungen genutzt. Denn: Der Protest geht weiter. (Lisa Nimmervoll/DER STANDARD-Printausgabe, 21. Dezember 2009)