Die Vorwürfe schmolzen schneller als Gletschereis im Klimawandel. Seit November waren an die 1200 EADS-Manager bei der französischen Börsenaufsicht AMF angetrabt, um sich in der größten Insider-Affäre Europas zu verantworten. Dann stellte sich heraus, dass die hohe Zahl der Beschuldigten auf einen Massenverkauf zurückgeht, der seinen Grund wiederum in einer internen EADS-Vorschrift hat, wonach Aktien nur kurz vor oder nach Bekanntwerden der Quartalszahlen veräußert werden dürfen. Hunderte Mitarbeiter waren nur den Gerüchten aus der Chefetage gefolgt.

Auf sie konzentrierte sich in der Folge das Interesse. Während der wochenlangen Einvernahme musste "Hauptankläger" Antoine Courtault aber einräumen, dass zehn Spitzenmanager wie der heutige Airbus-Chef Thomas Enders oder sein Generaldirektor Fabrice Brégier kein Insiderwissen verwendet hätten; dasselbe gelte für die beiden Großaktionäre DaimlerChrysler und Lagardère. Gegen sieben weitere Manager verlangte er aber weiterhin saftige Bußen, so etwa 5,5 Mio. gegen den ehemaligen EADS-Vorsteher Noël Forgeard, der bei den Verkäufen seiner Stockoptions im Frühling 2006 insgesamt 4,3 Mio. Euro eingenommen hatte.

Nicht einmal Forgeard, der im Mittelpunkt der Insideraffäre gestanden war, wird jetzt aber sanktioniert. Courtault habe zugeben müssen, dass er die Bußen für "übertrieben" halte. (Stefan Brändle aus Paris, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20.12.2009)