Gibt's für Lehrer eigentlich Supervision? Psychotherapeutische Betreuung? Kriseninterventionsstellen? Dienstaufsicht, die sich auch um etwas kümmert? Angeblich und wohl auch tatsächlich leiden so viele an Burnout, müssen sich in die Frühpension flüchten, und für alle ist es eine Zumutung, zwei Stunden länger in der Klasse stehen zu sollen (nicht: zwei Stunden länger zu arbeiten).

Man fragt sich. Denn der 57-jährige AHS-Lehrer, der in ein Bezirksgericht eingedrungen ist, mit der Absicht, aus Wut über seine Scheidungssache ein paar Leute abzuknallen, und der eine zweifache Mutter getötet hat - der hat schon eine lange Geschichte von Verhaltensauffälligkeit. Er hatte ein schweres Alkoholproblem, blieb immer wieder wochenlang vom Unterricht fern (er meldete sich krank) und randalierte in der Öffentlichkeit herum. An der Schule scheint man das nicht gewusst zu haben (äußerst unwahrscheinlich), oder man hat die Sache ignoriert. Öffentlich Bedienstete wegen Fehlverhaltens zu konfrontieren, das ist nicht so üblich. Jetzt redet man über mehr Metalldetektoren an den Gerichten statt über die Frage, wer da weggeschaut hat. (rau/DER STANDARD-Printausgabe, 19. Dezember 2009)