Des Wissenschaftsministers oftmals geäußerter Wunsch, dass in zehn Jahren mindestens jeder zweite Bachelor-Absolvent den Weg in den Arbeitsmarkt finden soll - durchaus mit der Option, mit reichlich Berufserfahrung wieder an die Universität zurückzukehren - scheint die Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher nicht zu teilen. Zumindest, wenn es nach einer aktuellen Studie der Wiener Arbeiterkammer (AK) geht. 1000 telefonische Befragungen mit Personen ab 18 Jahren wurden dafür durchgeführt. Fazit der AK: "Der Bachelor gilt als Studienabschluss ohne Wert" .

Klassische Titel bekannt

Zugegeben: Die Informiertheit der österreichischen Bevölkerung über akademische Abschlüsse sei "generell nicht allzu hoch" : "Über die traditionellen Bezeichnungen bzw. Titel ‚Doktor‘, ‚Magister‘ und ‚Diplom-Ingenieur‘ sind rund die Hälfte der Befragten gut und ein weiteres Drittel zumindest ungefähr informiert." Ein gutes Fünftel wisse aber "so gut wie nichts über diese Hochschulabschlüsse" .

Weitaus geringer ist unter diesen Umständen erwartungsgemäß der Informationsstand in Bezug auf die Titel "Master" und "Bachelor" . Nur ein Viertel der Befragten erwies sich als gut informiert, ein Drittel "kann sich darunter zumindest ungefähr etwas vorstellen" . Mehr als vierzig Prozent seien jedoch "gänzlich überfragt" gewesen. Selbst bei den Eltern derzeitiger Studierender zeigte sich in der Umfrage, dass nur etwa 43 Prozent über das Um und Auf des Masterstudiums bzw. des Mastergrads Bescheid wissen. Immerhin: Zwei Drittel dieser Personengruppe kannten sich beim Bachelor aus.

Zu den Berufschancen der Bakkalaureats-absolventen gibt die AK Wien folgende Umfrageergebnisse an: "Nur rund ein Drittel der Befragten glaubt, das man mit einem solchen Abschluss gute Berufschancen hat." Vierzig Prozent "bezweifeln das" . Ein Viertel "traute sich aus Informationsmangel kein Urteil zu" .

Insbesondere "bei den ‚höheren‘ Bildungsschichten" sei die Skepsis ausgeprägt: "Von den MaturantInnen sprachen 45 Prozent von schlechten Bachelor-Berufschancen" , bei den Akademikern waren es mit 43 Prozent fast ebenso viele. Jeweils vierzig Prozent waren jedoch auch gegenteiliger Ansicht.

Ein ganz anderes Bild zeichnet die Umfrage der Fachhochschule Wien (FHW), die österreichische Unternehmen zur Einschätzung der Marktfähigkeit von Bachelor- und Masterabsolventen befragte. Umfrageergebnisse vom Juli 2008 wurden dafür aktuell mit einer neuerlichen Studie vom September 2009 verglichen.

Langsame Anerkennung

Beide Abschlüsse "finden langsam ihren Platz in den österreichischen Unternehmen" , so die Studienautorinnen Julia Halwax, stellvertretende Leiterin des Instituts für Personal- und Wissensmanagement der FHW, und Martina Morell, Fachbereichsleiterin am FHW-Institut für Unternehmensführung.

Der hohe Anteil an Unternehmen, die 2008 weder Bachelor- noch Master-Absolventen einstellten, sei im laufenden Jahr "beträchtlich gesunken" , heißt es auf Basis 144 ausgewerteter Fragebögen (2008 waren es noch 79) - was einem Rücklauf von 55Prozent entspreche.

Befragt worden sind vor allem Unternehmen aus den Branchen Sachgütererzeugung und Industrie, Handel sowie Kredit- und Versicherungswesen. Die meisten dieser Unternehmen haben ihren Sitz in Wien, gefolgt von den Bundesländern Nieder- und Oberösterreich. Mehr als die Hälfte der Firmen beschäftigen mehr als 250 Mitarbeiter. Mehrheitlich füllten Mitarbeiter aus den Personalabteilungen die 144 Fragebögen aus.

Master als Karriere-Pusher

Grundsätzlich werde mit dem Bachelor ein erstes berufsqualifizierendes und kurzes Studium verbunden. Dem Bakkalaureat wurde nun, im Vergleich zum Vorjahr, auch vermehrt zugestanden, "ein effizientes Studium mit internationalem Anspruch und ein Karrieretreiber" zu sein. Letzteres sei das Masterstudium allerdings noch viel deutlicher. Verglichen mit dem Bachelor stehe beim Master "weiterhin der Karriereaspekt stärker im Vordergrund" ; er werde "vor allem als berufsqualifizierender Abschluss gewertet" , ist Morell überzeugt.

Gegenüber der ersten Umfrage gestehen die Unternehmen den Bachelor-Absolventen "vermehrt hohe soziale Kompetenz, hohe Problemlösungsfähigkeit, Praxisorientierung und hohe Fachkompetenz zu" . Diese Tendenz zeige, "dass Bachelors eher als Projektleiter denn als Führungskräfte eingesetzt werden" . Master-Absolventen werde hingegen "durchaus Budgetverantwortung, auf jeden Fall Projektleitung und vermehrt auch die Position einer Führungskraft zugeschrieben" .

Bei den Einstiegsgehältern sieht es wie folgt aus: Mehr als die Hälfte geben zwischen 25.000 und 30.000 Euro pro Jahr für einen Bachelor an. 40.000 Euro und mehr sehen nur knapp zwei Prozent. Master-Absolventen können mit bis zu 55.000 Euro im Jahr kalkulieren, wobei dieser Wert leicht niedriger ist als in der Vergleichsstudie 2008. Das Einstiegsgehalt für den Master liegt mit 30.000 bis 40.000 Euro doch deutlich über jenem des Bachelors. "Der erlebte Unterschied zwischen Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen scheint zu sinken" , so die FHW-Studie. 18 Prozent konnten im Vorjahr keinen Unterschied feststellen, derzeit trifft das auf 21 Prozent zu.

FHs haben die Nase vorn

Eine weitere Studie kommt von Uniforce Junior Enterprise, im Auftrag des Engineering-Unternehmens IVM. "Fachhochschulen vermitteln Führungsqualitäten weit besser als Universitäten" , so der Schluss. Befragt wurden allerdings mehrheitlich Studierende. Rund 800 Inskribienten der Technischen Universitäten sowie an FHs in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg und der Steiermark gaben ihre Einschätzung preis. Dazu wurden noch 200 IVM-Mitarbeiter an vier österreichischen Standorten um ihre Meinung gebeten. "Die Studie belegt, dass sich die jungen Fachhochschulen sehr gut bewähren" , ist IVM-CEO Walter Hanus überzeugt. "Was die Orientierung an der Praxis betrifft, können sich die Universitäten von den FHs sogar noch einiges abschauen."

Weitere Facts der Studie: Sowohl Studierende als auch Berufstätige finden zu 82 Prozent, dass Teamarbeit an den Fachhochschulen gefördert wird. Bei den Unis liege die Zustimmung nur zwischen 50 und 60 Prozent. "Auch das Präsentieren lernt man eher an den Fachhochschulen als an den Universitäten" , heißt es aus der IVM. (Bernhard Madlener/DER STANDARD-Printausgabe, 19. Dezember 2009)