Wien - Nicht sinnvoll findet der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Lehrer in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst, Walter Riegler, Vorschläge zu einer Reform der Lehrer-Ausbildung noch vor der Erstellung eines neuen Dienstrechts. "Das ist als ob jemand mit einem Sattel durch die Gegend rennt, aber ohne Pferd", so Riegler.

Beim Thema "Turnus" befürchtet Riegler eine Art Vorziehung des derzeitigen Probejahrs von AHS-Lehrern. Dies nehme auf die Situation der angehenden Pflichtschullehrer aber keine Rücksicht, die schon jetzt während der Ausbildung an Schulen tätig seien: "Von dem würde ich nicht gerne wegkommen wollen." Auch die Vorstellung, dass Lehrer mit Bachelor neben dem Beruf einen Master absolvieren, findet er "nicht schlau". Dies werde zwar dem einen oder anderen gelingen, sei aber für den Großteil eine "große Belastung". Realistischer wäre es, dass Lehrer nach dem Bachelor zunächst einmal an einer Schule arbeiten und dann anschließend ohne parallele Unterrichtsbelastung einen Master absolvieren.

"Nicht vorstellen" kann sich Riegler in der Praxis, wie ein System funktionieren soll, in dem für bestimmte Funktionen und Aufgaben an der Schule ein Master-Titel erforderlich ist. Als Beispiel nennt er den von der Expertengruppe formulierten Fall, dass nur ein Master in der vierten Klasse Volksschule Noten vergeben darf. Konsequenz sei dann nämlich, dass das derzeitige Prinzip, wonach es in der Volksschule von der ersten bis zur vierten Klasse für die Kinder eine durchgehende Bezugsperson gibt, aufgegeben wird. Alternative wäre nur, dass dem Bachelor dann ein "Oberlehrer mit Master-Ausbildung" zur Seite gestellt wird.

Grüne kritisch, für Rektoren "Fortschritt"

Kritik üben die Grünen nach der Präsentation des Expertenpapiers zur neuen Lehrerausbildung am Umstand, dass künftig ein Bachelor-Abschluss als Lehrberechtigung ausreichen soll. "Einer solchen Schmalspurausbildung kann und werde ich nicht zustimmen", so der Grüne Bildungssprecher Harald Walser in einer Aussendung. Ansonsten seien viele Dinge unklar geblieben, gezeigt habe sich nur eines: "Die Regierung ist uneins, wohin der Bildungsdampfer fahren soll", so Walser.

"Interessant und innovativ" nannte dagegen SPÖ-Bildungssprecher Elmar Mayer die Empfehlungen. Allerdings seien noch nicht alle Fragen geklärt - etwa, "was man künftig mit einem Bachelorabschluss arbeiten könne". Trotzdem sei das Papier eine "sehr gute Grundlage für einen Beschluss im Parlament noch vor dem Sommer 2010".

Auch die Universitätenkonferenz (uniko) stimmt den Empfehlungen weitgehend zu. "Das Papier enthält eine Reihe interessanter Anregungen, deckt allerdings auftragsgemäß nur die Ausbildung ab und spart die offenen Fragen der Schulorganisation und des Dienst- und Besoldungsrechts aus", so Arthur Mettinger, sowohl Mitglied der uniko als auch der Expertengruppe, in einer Aussendung. Positiv sei vor allem, dass auch für die Lehrer-Ausbildung an den Unis Aufnahmeverfahren vorgesehen sind und eine einheitliche Ausbildung von Lehrern der Sekundarstufe möglich sei. "Mit Genugtuung" stellte Mettinger fest, dass "der ursprüngliche Vorschlag von Bundesminister Hahn, die Fachausbildung an die Universitäten und die pädagogische Ausbildung an die Pädagogischen Hochschulen (PH) aufzuteilen, nicht in dem Papier der Arbeitsgruppe enthalten ist" . (APA)