Wien - Das geplante Wiener Mahnmal für die homosexuellen und transgender Opfer des Nationalsozialismus ist gescheitert. Nachdem im Jahr 2006 das Projekt "Rosa Platz" von Hans Kupelwieser als Sieger aus einem Wettbewerb hervorging, wurde die Idee eines Wasserbeckens nun offiziell gekippt. Auf absehbare Zeit wird es somit kein Denkmal am projektierten Standort Morzinplatz geben. Stattdessen ist eine temporäre Bespielung im Rahmen der Initiative "Kunst im öffentlichen Raum" (KÖR) vorgesehen.

Geplantes Wasserbecken

Kupelwieser hatte 2006 den Wettbewerb für ein Mahnmal der homosexuellen und transgender NS-Opfer mit einem 20 mal 20 Meter großen Bassin für sich entschieden, das mit rosa Wasser gefüllt werden sollte. Durch das Becken hätte sich der Schriftzug "Que(e)r" ziehen sollen, um an den Begriff "Queer" für von der heterosexuellen Norm abweichende Spielarten der Liebe zu gemahnen.

Begründung

Trotz Versuchsbeckens im Prater konnte jedoch keine alltagstaugliche Farbe gefunden werden, begründet das zuständige Büro von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny nun die Absage. Diesen Schritt bedauere man: "Wir hätten das gerne gesehen."

Im Zusammenhang mit einer Gesamtsanierung des Morzinplatzes werde jedoch eine Neuausschreibung des Projektes einer permanenten Installation folgen. Jetzt ein Denkmal zu errichten, bevor der Platz generalsaniert werde, mache keinen Sinn, so die Sprecherin des Kulturressorts. Dieser Schritt dürfte allerdings noch einige Zeit auf sich warten lassen, zumal im zuständigen Stadtentwicklungsressort keine Neugestaltungsplanungen für das Areal bekannt sind: "In absehbarer Zeit passiert da nichts", so ein Sprecher von Stadtrat Rudolf Schicker.

Temporäre Bespielung ab 2010

Ab kommendem Frühjahr soll das Areal nun mit ein bis zwei Projekten jährlich temporär bespielt werden. Kuratiert wird das Vorhaben von Matthias Herrmann, Leiter der Klasse für Kunst und Fotografie an der Akademie der bildenden Künste. Dieser will Künstlerkollegen einladen, sich mit dem Thema und Ort kritisch auseinanderzusetzen. "Die temporäre, in regelmäßigen Abständen wechselnde Bespielung durch zeitgenössische Künstler garantiert, dass der Ort nicht zum immobilen Denkmal erstarrt," so Herrmann in einer Aussendung. Gerade jene Opfer, die im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen Gewaltverbrechen häufig vergessen würden, sollten durch die künstlerische Markierung des Ortes eine öffentliche Sichtbarkeit erhalten, die ihnen bisher vielfach verwehrt worden sei.

Marco Schreuder, Sprecher der Grünen Andersrum, bedauerte das Scheitern des Denkmalprojekts: "In Anbetracht der Tatsache, dass es kaum noch Überlebende gibt und die lesBiSchwule Community nun schon seit Jahren auf ein Mahnmal gegen ihre Verfolgung wartet, empfinde ich diese Absage als eine extreme Enttäuschung." Er forderte eine sofortige Neuausschreibung unter Beteiligung der gesamten lesBiSchwulen Gemeinschaft. (APA)