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Menschenrechtsaktivistin Aminatou Haidar bei einer Pressekonferenz kurz vor ihrer Heimreise in die Westsahara. Haidar protestierte mit einem Hungerstreik dagegen, dass ihr die marokkanischen Behörden nach der Teilnahme an einer Preisverleihung in den USA die Wiedereinreise verweigerten.

Foto: AP Photo/Jose Rueda

Aminatu Haidar ist zu Hause. In der Nacht zum Freitag stimmte Marokkos König Mohamed VI. nach intensiven diplomatischen Bemühungen einer Rückkehr der sahrauischen Bürgerrechtlerin in El Aiun, der Hauptstadt der seit 1975 von Marokko besetzten ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara, zu. "Das ist ein Sieg für das internationale Recht, die Menschenrechte, die Gerechtigkeit und die Sache des sahrauischen Volkes", erklärte Haidar, von ihrem 32-tägigen Hungerstreik sichtlich geschwächt.

Mit einem Notarztwagen wurde sie vom Krankenhaus in Lanzarote zum Flughafen der Insel gebracht. Um 22, 23 Uhr kanarischer Zeit war es dann so weit. Unter dem Jubel von mehreren Hundert Freunden und Anhängern hob Haidars Maschine in Richtung El Aiun ab.

Die "sahrauische Gandhi" , wie die Menschenrechtlerin von ihren Landsleuten genannt wird, war am 14. November von den marokkanischen Besatzungsbehörden auf die spanische Urlaubsinsel Lanzarote abgeschoben worden, als sie von einer Reise in den USA zurückkam, wo sie mit einem angesehenen Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden war. Von da an verweigerte die 43-Jährige aus Protest jedwede Nahrungsaufnahme. Vergangenen Mittwoch ließ sich Haidar auf eigenen Wunsch ins Krankenhaus einliefern, Magenblutungen und schwere Schmerzen plagten sie.

Ein starkes Aufgebot der marokkanischen Polizei sollte am Flughafen in El Aiun und im Wohnviertel Haidars allzu große Freudenkundgebungen verhindern. Dennoch erwarteten Dutzende Sahrauis ihre Heldin. Sie ließen Haidar und die sahrauische Befreiungsbewegung Polisario hochleben und riefen immer wieder "Marokko raus!" .

In die Verhandlungen zwischen Spanien und Marokko über Haidar hatten sich sowohl die französische als auch die US-amerikanische Regierung eingeschaltet. Der enge Freund des marokkanischen Königs, Fouad Ali el Himma, war zusammen mit dem marokkanischen Geheimdienstchef im US-Außenministerium. Marokkos Außenminister Taieb Fassi Fihri wurde am Dienstag vom französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy empfangen.

Was Marokko für "die humanitäre Geste" , wie Rabat die Rückkehr Haidars nennt, erhalten hat, wurde bisher nicht bekannt. Allerdings erkennen sowohl Paris als auch Madrid in ihren jeweiligen Erklärungen an, dass bis zu einer endgültigen Lösung des Westsaharakonfliktes die besetzten Gebiete marokkanischem Recht unterstehen. Sarkozy geht noch einen Schritt weiter. Er unterstützt ausdrücklich König Mohamed VI. in seinen Bemühungen, der Westsahara einen Autonomiestatus innerhalb des marokkanischen Königreiches zu geben. Die Befreiungsbewegung Polisario lehnt dies ab. (Rainer Wandler aus Madrid/DER STANDARD, Printausgabe, 19.12.2009)