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Einschusslöcher im Appartement nach der Schießerei mit dem Drogenboss

Foto: AP/Sierra

Mexiko-Stadt/Puebla - Arturo Beltrán Leyvas Versteck war eine schicke Wohnanlage in der Stadt Cuernavaca, 90 Kilometer südlich von Mexiko-Stadt. In der Nacht zum Donnerstag verwandelte sich das Viertel in einen Kriegsschauplatz. Die Sicherheitskräfte hatten den Drogenboss dort geortet und seinen Schlupfwinkel umstellt. Doch Beltrán Leyva alias "El Barbas" , einer der meistgesuchten Drogenhändler Mexikos, auf dessen Ergreifung eine Belohnung in Höhe von umgerechnet rund einer Millionen Euro ausgesetzt war, ergab sich nicht.

Ein Schusswechsel entbrannte. Die Sicherheitskräfte setzten schwere Munition und Granatwerfer ein. Per Hubschrauber versuchten sie, den Schutzring des Drogenbosses zu knacken. Die Nachbarn wurden aufgefordert, sich in ihren Häusern zu verschanzen. Am Ende der mehrstündigen Auseinandersetzung war Beltrán Leyva tot ebenso wie sechs seiner Leibwächter. Der 47-Jährige galt als einer der gefährlichsten Drogenbosse, auf dessen Konto Dutzende von Morden an Drogenfahndern und Sicherheitskräften gehen. Er soll außerdem die Ermordung unliebsamer Journalisten angeordnet haben.

"Die Festnahme Beltrán Leyvas und war eine unserer Prioritäten" , sagte ein Sprecher der Streitkräfte. "Der Erfolg ist auf eine lange, geheimdienstliche Ermittlungsphase zurückzuführen."

Präsident Felipe Calderón sprach am Rande des Klimagipfels in Kopenhagen von einem "großen Schlag gegen die Drogenmafia" . Die fünf Brüder Beltrán Leyva, deren Anführer Arturo war, standen einst in den Diensten des Sinaola-Kartells von Joaquin "El Chapo" Guzman, dem reichsten und gefährlichsten Drogenhändler Mexikos. Zusammen sollen die beiden US-Angaben zufolge zwischen 1990 und 2008 insgesamt mehr als 400 Tonnen Kokain und Heroin in die USA geschmuggelt und damit mehr als vier Milliarden Euro verdient haben. Später kam es nach Angaben von Drogenexperten jedoch zu einem Zerwürfnis mit "El Chapo" .

Der Tod Arturo Beltrán Leyvas ist einer der wichtigsten Erfolge Calderóns, der seit Ende 2006 rund 50.000 Militärs mobilisiert hat, um den Drogenhändlern das Handwerk zu legen. Menschenrechtler haben die Strategie als "verfehlt" kritisiert, da sie zu Menschenrechtsverletzungen und einem hohen Gewaltniveau geführt habe.

Beinahe zeitgleich mit der Erschießung Beltrán Leyvas wurden im Norden Mexikos die Köpfe von sechs bislang vermissten Polizisten gefunden. Ihre Ermordung wird mit dem Drogenkrieg in Verbindung gebracht. (Sandra Weiss/DER STANDARD, Printausgabe, 18.12.2009)