Wien - Die Arbeitnehmer sollen stärker am Gewinn der Unternehmen mitschneiden. Solche Töne hört man normalerweise nur von Gewerkschaftern. Am Mittwochabend sprang Böhler-Uddeholm-Chef Claus Raidl für eine "Entschärfung der Verteilungsfrage" in die Presche. Er unterstützt den ÖVP-Arbeitnehmerflügel ÖAABbei dessen Plänen, die Mitarbeiterbeteiligung auszubauen.

Die Gewinne und Löhne hätten sich in den letzten Jahren ungleich entwickelt, kritisierte Raidl. Die "Gier" habe dominiert. Über Gewinnbeteiligungen könne man hier gegensteuern. Der Chef des Edelstahlkonzerns kann sich sogar vorstellen, alle Firmen, die Gewinne schreiben, zu einer Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter zu verpflichten. Bei Böhler gebe es ein solches Modell schon seit Jahren. Alle Mitarbeiter, die keinen Bonus haben, bekommen in positiven Jahren den gleichen Betrag. Zu den besten Zeiten waren das über 1800 Euro, so Raidl. Wegen der Beteiligung seien die Mitarbeiter motivierter und hätten auch in schlechten Zeiten mehr Verständnis.

Von Beteiligungen am Kapital der Betriebe hält er nichts. Das sei kompliziert und daher de facto nur bei Aktiengesellschaften möglich.

Im ÖAAB will man nun ab Jänner in einer Umsetzungsgruppe mit Vertretern aus Ministerien und Interessenvertretungen konkrete Modell erarbeiten, sagte Generalsekretärin Beatrix Karl. Im Gegensatz zu Raidl will sie aber nur "freiwillige" Varianten diskutieren.

Nicht ganz klar ist auch, ob Gewinnbeteiligungen steuerlich gefördert werden sollen. Karl will das prüfen. Raidl warnt davor: Die Gefahr sei, dass Gehaltsbestandteile über dem Kollektivvertrag in Gewinnbeteiligungen umgewandelt werden. (go, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 17.12.2009)