In Wien haben sich gebrauchte Eigentumswohnungen spürbar verteuert. Viele Neubauten sprengen die finanziellen Rahmen.

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Wien - Die von der Krise genährte Angst vor einer Inflation veranlasst viele Österreicher dazu, ihr Vermögen in Immobilien zu investieren - der Markt ist daher stark in Bewegung. Thomas Schwarz spricht von "einem exorbitanten Anstieg" beim Verkauf von Eigentum. Noch größer sei freilich die Nachfrage, sagt der Präsident der Austria Immobilienbörse. Vor allem in Wien seien die Einfamilienhäuser, Villen und Baugründe nur noch schwer zu haben. Ähnliche Entwicklungen gebe es in Niederösterreich.

Dieser Trend spiegle sich in den Preisen wider. Gebrauchte Eigentumswohnungen haben sich heuer etwa in Wien rund um die Jahresmitte um fünf Prozentpunkte verteuert, geht aus den Analysen von Wolfgang Feilmayr von der Technischen Universität Wien hervor. Basis dafür waren Daten der Nationalbank und Immobilienbörse.

Starkes Preisgefälle

In den vergangenen neun Jahren haben sich ihre Kosten um rund 34 Prozent erhöht. Der Quadratmeter komme mittlerweile im Schnitt auf 2276 Euro, zeigen die Erhebungen. Die Bandbreite dabei ist allerdings enorm: Wer in Wien im ersten Bezirk eine Bleibe suchte, musste für eine gebrauchte Wohnung je Quadratmeter heuer 5250 Euro hinlegen. Im zehnten Bezirk fielen dafür durchschnittlich gut 1491 Euro an. Viele Wohnungen wurden saniert oder durch Zusammenlegung vergrößert. Die Investitionen in die Instandhaltung nehmen zu. Gesunken sind die Preise für Gebrauchtes zuletzt lediglich im zwölften, 14. und 20. Bezirk, so die Statistik.

In den Bundesländern fielen die Preiserhöhungen deutlich moderater aus. Sie entsprechen mit einem Plus von 17 Prozent seit dem Jahr 2000 den allgemeinen Teuerungsraten. Im Schnitt seien gebrauchte Wohnungen hier um 1646 Euro für den Quadratmeter zu haben.

Schwarz erwartet auf dem österreichischen Immobilienmarkt weiter steigende Preise, aber keine extremen Sprünge. "Mit Spekulation kommt man hier nicht weit." Auch die spekulative Nachfrage aus Osteuropa habe aus Ermangelung an freiem Kapital nachgelassen.

Ausreißer freilich gebe es immer wieder, etwa bei Wiener Nobelvillen in Döbling, Währing und Penzing. Aber dabei gehe es wie in der Kunst um völlig überhöhte Liebhaberpreise. Schließlich werde auch für einen Klimt in der Regel mehr bezahlt als der gefühlte Wert.

Dünne Luft bei Finanzierung

Den finanziellen Rahmen vieler Normalverdiener sprengten jedoch auch Neubauten, ist der Präsident der Immobörse überzeugt. Schuld daran seien die enormen Bau- und Grundkosten von im Schnitt 2000 Euro je Quadratmeter in Wien. Da werde die Luft für viele bei der Finanzierung dünn. Es seien mittlerweile neue Wohnungen am Markt, die sich trotz der hohen Nachfrage nicht mehr leicht verkaufen ließen. Sie seien einfach nicht leistbar.

Bei Mieten ortet Feilmayr weniger Bewegung, zumindest in Wien. Im Schnitt kostete der Quadratmeter hier bei den freien Mieten fast zwölf Euro. Sie zogen demnach seit dem Jahr 2000 um 16,5 Prozent an. Um die Hälfte verteuerten sich seither aber die Mieten in den Bundesländern. Allein heuer gab es quer durch Österreich Mehrkosten von 17 Prozentpunkten. Für Investoren weniger lohnend sind Büros, sagt Schwarz. Die Mieten dafür sanken in Wien innerhalb eines Jahres um sechs Prozentpunkte. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 18.12.2009)