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Aufräumungsarbeiten in Abidjan.

Foto: epa/Legnan Koula

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Anwalt Martyn Day in Abidjan: "Schnelle Lösung ist auch im Interesse der Kläger "

Foto: Reuters/Thierry Gouegnon

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Die Gesichtsverletzungen dieser Ivorerin sind ihren Angaben zufolge auf den illegal abgeladenen Giftmüll zurückzuführen.

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Demnächst sollen 31.000 Opfer des Giftmüllskandals in Cote D´Ivoire (Elfenbeinküste) Entschädigungen erhalten. Der Ölkonzern Trafigura, der im September 2006 eine lokale Firma beauftragte, rund 500 Tonnen Giftmüll zu entsorgen, hat zugestimmt, jedem Opfer 750.000 CFA-Francs (knapp 1150 Euro) zu bezahlen.

Insgesamt hunderttausend Menschen hatten sich im Herbst 2006 in ärztliche Behandlung begeben, weil sie durch die illegal in der Hauptstadt Abidjan abgeladenen Abfälle erkrankten. Laut einem UNO-Bericht starben 15 Menschen.

"Grippeartige Symptome"

Doch in einer Presseerklärung des Ölkonzerns, der weiter seine Unschuld beteuert, ist nun zu lesen, dass die Anwälte der Geschädigten eingesehen hätten, dass der Giftmüll "schlimmstenfalls grippeartige Symptome" auslösen hätte können. Von den zuvor gemeldeten Fehlgeburten und Todesfällen ist keine Rede mehr.

"Das war ein Bestandteil der Vereinbarung mit Trafigura", berichtet Martyn Day, Gründer der auf Schadenersatzklagen spezialisierten Londoner Anwaltskanzlei Leigh Day & Co, im Gespräch mit derStandard.at, "die für Rechtsstreitigkeiten dieser Größenordnung äußerst rasche Einigung war nur unter Zugeständnissen möglich." Der Anwalt betont, dass die schnelle Lösung auch im Interesse der Kläger gelegen sei. Schließlich sei es schwer zu beweisen, wodurch langfristige Gesundheitsprobleme ausgelöst wurden, und die im UN-Bericht erwähnten Todesfälle seien nicht eindeutig belegbar.

Die Entschädigungsgelder liegen derzeit auf einem Konto in Abidjan. Die Auszahlung könnte laut Day beginnen, sobald ein ivorisches Gericht über einen Einspruch entschieden hat, wegen dessen das Konto derzeit gesperrt ist. Day wirft dem Kläger Claude Gohorou vor, "den Opfern ihr Geld stehlen zu wollen". Eine Entscheidung soll fallen, sobald das derzeit streikende Gericht seine Arbeit wieder aufgenommen hat.

BBC entfernt Bericht über Giftmüllskandal

Trafigura versucht, mit Verleumdungsklagen die Berichterstattung über den Giftmüllskandal zu unterbinden (derStandard.at berichtete). Private Medien haben in der Vergangenheit mehrmals dem Druck nachgegeben und auf die Veröffentlichung von Meldungen über die Affäre verzichtet.
Nun haben es die Trafigura -Anwälte geschafft, auch die staatliche BBC zu beeinflussen: ein im Mai ausgestrahlter Fernsehbericht über die illegale Entsorgung von 500 Tonnen Giftmüll ist seit dem Wochenende nicht mehr auf der Webseite des Sender zu finden. Die Suchmaschine Google zeigt bislang noch eine gecachte Version an.

Quelle: Youtube

In dem BBC-Beitrag war der Export von gesundheitschädlichen Chemikalien nach Afrika als "größter Giftmüllskandal des 21. Jahrhunderts" bezeichnet worden. Mittlerweile hat sich der Sender für den Bericht entschuldigt, um Gerichtskosten in der Höhe von drei Millionen Pfund (3.3 Millione Euro) zu vermeiden.  (bed/derStandard.at, 17.12.2009)