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Steve Jobs geht streng gegen Mitarbeiter vor, die Geheimnisse ausplaudern

Foto: AP/Sakuma

Die Berichterstattung um Apple beschränkt sich zu geschätzten 90 Prozent auf Gerüchte und Spekulationen. Ankündigungen, welche neuen Gadgets in den Hallen am Infinit Loop in Cupertino ausgeheckt werden, gibt es offiziell nie. Dennoch tröpfeln immer wieder Hinweise zu neuen Produkten aus dem Konzern. Apple versucht dagegen mit aller Macht vorzugehen, um sich Ideen nicht vom Mitbewerb wegschnappen zu lassen, und hat dafür offenbar sogar eine eigene geheime Spezialeinheit zusammengestellt. Das sogenannte "Worldwide Loyalty Team" soll dafür zuständig sein, Lecks im Konzern ausfindig zu machen, wie Gizmodo von einem ehemaligen Mitarbeiter erfahren hat.

Büro-Abriegelung

Das Team überwache die Mitarbeiter und berichte direkt an CEO Steve Jobs und CFO Peter Oppenheimer. Die "Maulwürfe" würden unternehmensweit arbeiten, vor allem aber in Abteilungen, in denen Lecks vermutet werden. Bei einem Verdacht kontaktiere das Team den ranghöchsten, anwesenden Manager, der die "Operation" dann durchführen müsse. Ein Büro werde für gut eine Stunde quasi abgeriegelt, damit die Handys der Mitarbeiter untersucht werden können. Die Mitarbeiter müssten an ihren Schreibtischen sitzen bleiben und dürften sich währenddessen auch nicht unterhalten. Um unbemerkte Chats zu verhindern, müssten auf allen Rechnern die Bildschirmschoner eingeschaltet werden.

Handys werden durchsucht

Derartige Untersuchungen kämen oft vor, vor allem in den Morgenstunden. Das Loyalty Team sammle alle Handys gleichzeitig ein und überprüfe darauf gespeicherte Fotos und SMS. Sollten Mitarbeiter während der Untersuchung außerhalb des Unternehmens telefonieren wollen, müssten sie um Erlaubnis bitten und das Gespräch werde überwacht, schildert der ehemalige Mitarbeiter dieses unglaubliche Vorgehen.

Verhöre

Das alles sei zwar vorgeblich freiwillig. Doch Mitarbeiter bekämen Probleme, wenn sie nicht kooperieren. Laut dem Mitarbeiter drohe ihnen sogar der Rauswurf. Ganz sicher sei die Verbannung vom Apple-Campus, wenn das Team tatsächlich Fotos oder SMS über noch geheime Produkte findet, die an Medien oder Blogs gesendet wurden. Verdächtige würden verhört und mit Klagen bedroht. Um Lecks aufzuspüren lege das Loyalty Team beispielsweise auch Köder in Form gefälschter Fotos oder Produktspezifikationen aus.

Frühere Berichte

Ob die Schilderungen des früheren Mitarbeiters zutreffen, oder ob er möglicherweise aus Frust über seinen Jobverlust in einigen Dingen übertrieben hat, kann schwer beurteilt werden. Über die harsche Firmenpolitik bei Apple war jedoch schon früher berichtet worden. Im Sommer dieses Jahres hatten die Schilderungen eines ehemaligen Mitarbeiters gegenüber der New York Times für Aufsehen gesorgt. Demnach müssten sich beispielsweise Mitarbeiter, die neue Produkte testen, mit schwarzen Decken abschirmen und rote Warnlichter würden eingeschaltet. Das Klima bei Apple und selbst bei Apple-Zulieferern soll in der Vergangenheit bereits zu einem Selbstmord geführt haben. Ein chinesischer Foxconn-Mitarbeiter soll sich das Leben genommen haben, nachdem er den Prototypen eines neuen iPhones verloren hatte. Schon damals hatte Gizmodo Apples Firmenpolitik die Schuld dafür gegeben.

Unterwäschekontrolle

Wer glaubt, dass eine derartig paranoide Grundhaltung vielleicht nur in riesigen, US-amerikanischen Konzernen wie Apple vorkommt, irrt jedoch. 2004 war das österreichische Unternehmen Gericom (heute Quanmax) aufgrund von Mitarbeiterkontrollen ins Visier von Arbeiterkammer und Gewerkschaft gekommen. So meinte der damalige Vorstandsvorsitzenden Hermann Oberlehner in einem Interview, dass gestohlene CPUs in Buttersemmeln hinausgeschmuggelt würden und man daher Sicherheitschecks durchführen müsse. Dabei seien offenbar sogar die BHs von Mitarbeiterinnen durchsucht worden. Auch sei überwacht worden, wie oft und lange sich Angestellte auf den Toiletten aufhalten. Die Angst der Industrie von Spionage ist teilweise wohl stärker, als der Wille den Mitarbeitern ein angenehmes Betriebsklima zu bieten. (br)