Bild nicht mehr verfügbar.

Am Bezirksgericht Hollabrunn gab es laut Justizministerium keine Sicherheitsschleusen. Diese seien bei kleinen Bezirksgerichten nicht vorgesehen

Foto: AP/Ronald Zak

Bild nicht mehr verfügbar.

"Jetzt geht es erst einmal darum, die Angehörigen des Opfers und die Mitarbeiter zu betreuen und unterstützen", erklärte Justizministerin Claudia Bandion-Ortner. " In weiter Folge wird die Justiz als Dienstgeber überlegen müssen, was künftig zu tun ist, um Mitarbeiter zu schützen

Foto: AP/Ronald Zak

Wien - Am Bezirksgericht Hollabrunn ist eine 42-jährige Gerichtsangestellte erschossen worden. Die Beamtin wurde durch einen Kopfschuss getötet. Das Opfer war auf für Familienrechtssachen spezialisiert. Die 42-Jährige hinterlässt zwei Kinder im Volksschulalter.

Die Tatwaffe wurde sichergestellt, berichtete Chefinspektor Leopold Etz vom Landeskriminalamt Niederösterreich. Der Täter ist in Haft, nicht wie ursprünglich berichtet, wegen psychischer Probleme in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Die Einvernahme des mutmaßlichen Täters werde noch bis in die Abendstunden dauern, so Chefinspektor Leopold Etz. Der Mann sei zum Tatzeitpunkt "erheblich" alkoholisiert gewesen, gab  Etz bekannt. Der 57-Jährige gab bereits an, dass er es auf eine Richterin abgesehen hatte. Aus seiner grundsätzlichen Abneigung gegen die Justiz machte er kein Hehl, so Etz.

Schütze fühlte sich ungerecht behandelt

Nach ersten Rekonstruktionen wollte der Täter in einer Scheidungssache eine Richterin aufsuchen. Möglicherweise hat ihn die Angestellte in irgend einer Art und Weise davon abhalten wollen.

Das Scheidungsverfahren des Schützen liegt längere Zeit zurück und ist längst abgeschlossen. Der Mann habe sich aber ungerecht behandelt gefühlt und "hat sich nach Abschluss des Verfahrens immer wieder beschwert". Erst gestern, Dienstag, soll der Mann bei einem Referenten im Justizministerium diesbezüglich angerufen haben.

Keine Sicherheitsschleusen

Am Bezirksgericht Hollabrunn gab es laut Justizministerium keine Sicherheitsschleusen. Diese seien bei kleinen Bezirksgerichten nicht vorgesehen. Es gebe keine genauen Richtlinien, ab wann solche Anlagen errichtet werden, generell seien sie ab etwa 50 Mitarbeitern vorgesehen. In Hollabrunn gibt es nur vier Richterinnen und geschätzte 20 bis 25 Angestellte.

Justizministerin kündigt Sicherheits-Maßnahmen an

Ich bin tief bestürzt über das, was heute im Bezirksgericht Hollabrunn geschehen ist. Ich möchte den Angehörigen des Opfers mein tief empfundenes Mitgefühl aussprechen", sagte Justizministerin Claudia Bandion-Ortner, die unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls nach Hollabrunn gefahren ist.  Zur Frage der Sicherheit an den heimischen Gerichten kündigte sie an: "Alle erforderlichen und zweckmäßigen Maßnahmen werden geprüft und getroffen."

Der Sicherheitsbeirat der Justiz, der am Mittwoch planmäßig zusammengetroffen ist, werde sich "noch heute mit dieser Angelegenheit befassen und den verstärkten Einsatz von Sicherheitsschleusen an den Gerichtseingängen prüfen", sagte Bandion-Ortner. "Es ist mir ein großes Anliegen, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Besucher der Gerichte sicher sind. Wir haben bisher schon auf den kleinsten Anhaltspunkt einer Gefährdung reagiert."(APA)