Wien - Mit den Leitfragen "Wer bist du?", "Woher kommst du?", "Was bewegt dich?", "Wie denkst du über das Leben?" und dem Interesse, sich mit der kulturellen Buntheit der Schule zu befassen, drehten 15 Schüler der 7. Klasse im Rahmen des Unterrichts Bildnerische Erziehung den 30-minütigen Film "Aya, Kais und Helena".

Dabei stellten sie 21 Personen - Professoren, Schülern, Elternvertretern, dem Bezirksvorsteher, dem Direktor, dem Administrator und dem Schulwart - Fragen zum Thema Multikulturalität. Menschen aus über 30 Kulturen sind im Gymnasium Hagenmüllergasse im dritten Bezirk vertreten. Diese Vielfalt ist ein modellhafter Mikrokosmos der Gesellschaft, ein gelungenes Miteinander unterschiedlichster Sprachen und Kulturen.

"Es ist doch toll, wie so unterschiedliche Menschen in einer Gemeinschaft leben können. Das macht das Leben vielfältig und bunt. Auch bei uns gibt es Jugendprobleme, wie bei allen anderen auch, doch Migrationsprobleme sind keineswegs vorhanden", so die projektleitende Lehrerin Gertrude Pieber.

In dem Film selbst wird über Träume, Religionen, die ganz persönliche Heimat, den Glauben und den ständigen Wissensdrang im Lauf des Lebens gesprochen. Er zeigt die verschiedenen Sichtweisen, die abwechselnd mit Schlagzeugmusik, melancholischen Saxofonklängen, Gitarrenmelodien und Gesang begleitet werden. An der Frage, was Heimat bedeute, scheiden sich die Geister. "Kosovo, das ist mein Geburtsland, dort bin ich geboren und mit meinen Freunden aufgewachsen, trotzdem würde ich nicht mit Österreich tauschen wollen", lacht die Schülerin Nepe Vokshi.

Die Lehrerin Brigitte Hantschk ist überzeugt davon, dass die Heimat in ihr sei, sie müsse sie nur noch finden. Besonders berührte die Antwort des gebürtigen Afghanen Kais Naiem: "Ich war anfangs weder da noch dort, da hab ich mir immer die Frage gestellt, wer ich eigentlich bin. Durch die Auseinandersetzung mit dem Film hab ich begonnen, es positiv zu sehen, ich kann von beiden Kulturen einen Teil für mich gewinnen."

Das Filmprojekt hat in der Hagenmüllergasse schon Tradition. "Das ist bereits das sechste Mal, dass wir einen Film drehen. Es hat Spaß gemacht, doch es gab durchaus Diskussionsprozesse", zieht Piber Resümee. Alle Werke beschäftigen sich mit einem Thema: den Kulturen im unmittelbaren Umfeld. Als Vision hat sie vor Augen, dass "jeder Mensch in seiner Einzigartigkeit wahrgenommen wird". Diesem Ziel sei man durch das Projekt ein Stück näher gekommen. (Katharina Deisting, DER STANDARD, Printausgabe, 16.12.2009)