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Luca di Montezemolo gibt grünes Licht und lässt Michael Schumacher ziehen...

Foto: AP/ Bruno

Rom - Der einstige Liebling kann gehen. Nachdem Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo Rekordweltmeister Michael Schumacher für ein mögliches Formel-1-Comeback bei Mercedes keine Steine in den Weg legen will, haben die italienischen Gazetten bereits den Abgesang auf den Kerpener angestimmt. "Schumi und Ferrari: Scheidung! Schumacher will gehen? Für Ferrari kein Problem. Niemand will ihn mit aller Kraft halten", titelte am Dienstag die Sporttageszeitung Tuttosport aus der Fiat-Stadt Turin: "Es muss eine Freude und Ehre sein, mit Ferrari zu arbeiten, kein Zwang."

Weder Schumacher selbst noch Mercedes haben sich bislang zu den Spekulationen geäußert, dass der siebenmalige Champion im neuen Silberpfeil-Werksteam der Stuttgarter unter Führung seines alten Freundes Ross Brawn 2010 das zweite Cockpit neben Nico Rosberg besetzen könnte. Allerdings sollen sich die beiden Parteien schon längst über einen Vertrag einig sein. Lediglich ein gründlicher Check von Schumachers Gesundheitszustand nach dem schweren Motorradsturz vom Februar steht noch aus.

Mündliche Vereinbarung mit Ferrari

Die Hürde, dass Schumacher sich mit Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo im September auf eine Verlängerung des Berater-Vertrages bei Ferrari um drei weitere Jahre bis 2012 geeinigt hatte, ist dagegen bereits aus dem Weg geräumt. "Es ist klar, wenn er sich entscheidet, einen anderen Weg einzuschlagen, dann wird unsere Vereinbarung nicht länger gelten. Das ist logisch", sagte di Montezemolo und betonte, dass Ferrari nicht auf der Vereinbarung bestehen würde. Angeblich soll die Verlängerung auch noch nicht unterschrieben gewesen, sondern lediglich mündlich geschlossen worden sein.

Montezemolo erklärte, dass er allerdings noch nicht persönlich mit Schumacher gesprochen habe. Am vorigen Samstag war der Kerpener nicht bei der traditionellen Team-Weihnachtsfeier in Fiorano, was Montezemolo nicht gefallen haben soll. Schumacher gab lieber in Kerpen auf der Kartbahn, auf der einst seine Karriere begann, kräftig Gas. Laut der Bild-Zeitung soll es jetzt Mitte dieser Woche ein persönliches Treffen zwischen Montezemolo und Schumacher geben, der angeblich in täglichem Kontakt zu Mercedes-Teamchef Ross Brawn stehen soll, der ihn als Technischer Direktor zu all seinen sieben WM-Titeln führte.

Der Kerpener war 1996 nach seinen beiden ersten WM-Titeln von Benetton zu Ferrari gewechselt und hatte nach einigen Anlaufschwierigkeiten die ruhmreiche Scuderia zurück in die Erfolgsspur geführt. 2000 holte er erstmals nach 21 Jahren wieder einen WM-Titel nach Maranello, vier weitere folgten bis 2004. Am Ende der Saison 2006 nahm Schumacher dann seinen Abschied, auch um Platz für seinen Freund Felipe Massa (Brasilien) zu machen.

Lädierter Nacken

Ab 2007 stand er den Italienern als Berater zur Verfügung und stieg auch schon mal bei Testfahrten wieder ins Auto, um seine Erfahrungen weiterzugeben. Im August hatte er sich bereiterklärt, nach Massas schweren Unfall den Brasilianer zu vertreten, musste seinen Comeback-Versuch aber wegen Problemen mit seinem lädierten Nacken absagen. Montezemolo hätte ihn gerne für 2010 in einem dritten Ferrari gesehen, was das Reglement aber nicht zulässt.

Dass Schumacher dafür jetzt möglicherweise bei seinen einstigen Förderern von Mercedes in die Formel 1 zurückkehrt, kommentierte auch der Corriere dello Sport bissig. "Schumi, dann geh ruhig", zitierte das Blatt Montezemolo und fügte hinzu: "Vier lobende Worte begraben 15 Jahre tolle Zusammenarbeit und totale Identifikatiion, Treueschwüre für dieses und das nächste Leben. Der neue Schumacher ist jetzt Fernando Alonso. Ferrari ist zu klein für drei Starpiloten."

Nach Meinung von Montezemolo hätte der Weggang Schumachers auf das eigene Formel-1-Team kaum Auswirkungen. "Er ist lediglich ein guter Freund, kein Teammitglied. Er ist Berater für unsere Straßenautos", sagte der 62-Jährige.

Schumachers möglicher neuer Teamkollege Nico Rosberg würde sich unterdessen über die Zusammenarbeit mit dem siebenmaligen Weltmeister freuen. "Es würde sicher viel Spaß machen, auch wenn es nicht einfach wäre. Wir wären bestimmt ein gutes Team. Er hat viel Erfahrung - und ich inzwischen auch", sagte Rosberg bei einem PR-Termin für Mercedes auf der Formel-1-Strecke in Abu Dhabi. (SID)