Innsbruck - "Das Geschäft mit Beate Uhse scheint gestorben, so wie es derzeit ausschaut", sagt der Tiroler SPÖ-Chef Hannes Gschwentner fast traurig. Man könne sich über die Miete des 250 Quadratmeter großen Parterre-Geschäftslokales mit dem Erotik-Konzern nicht einigen: "Die Verhandlungen ziehen sich jetzt schon ein bisschen in die Länge." Die SPÖ würde gerne vermieten, denn nach den Verlusten bei der Landtagswahl im Juni 2008 stiegen die Schulden.

Ende März 2009 ist der vornehme Golf-Shop aus der roten Parteizentrale ausgezogen, seither steht das Geschäftslokal in "bester Innsbrucker Lage" direkt um die Ecke des Hauptbahnhofes leer. Offenbar einziger ernsthafter Interessent an den teuren Quadratmetern ist der Sexartikel- und Erotikshop Beate Uhse.

Für Parteichef Gschwentner ist ein Sex-Shop als Mieter nichts "Anrüchiges": "Beate Uhse ist ein Geschäft wie jedes andere auch. Und als Partei haben wir ohnehin eine offene Einstellung zu solchen Dingen. Sexuelle Neigungen sind uns egal." Diese "offene Einstellung" dürfte parteiintern nicht jeder haben - einige Frauen aus der SPÖ fanden einen Sexshop als potenziellen Mieter nicht eben passend: Frauen würden im Erotik-Geschäft zu Sexobjekten gemacht.

Die SPÖ-Damen wünschten sich andere Mieter. Etwa die Universität, die doch immer über Raumnot klage, oder eine andere Bildungseinrichtung. Für Parteichef Gschwentner entspricht dieser Wunsch kaum der Realität: "Bildungseinrichtungen zahlen sicher nicht für eine Immobilie in dieser Lage. Außerdem brauchen die auch kein Parterregeschäftslokal mit riesigen Fensterflächen für Auslagen." "Diskret" wurde mit dem Erotikkonzern verhandelt, doch es heißt, die SPÖ habe Bedingungen an den potenten möglichen Mieter gestellt: Gegen den Verkauf von Sexspielzeug habe man von Parteiseite nichts, Kabinen, in denen Pornofilme gezeigt würden, seien aber bei Zustandekommen eines Mietvertrages tabu. (Verena Langegger, DER STANDARD, Print, 15.12.2009)