Die Infrastruktur der Stadt ist uns so gegenwärtig, dass sie kaum jemandem bewusst auffällt. Anhand von Bildern, wie wir sie täglich sehen, werden wir in einzelnen Berichten die Infrastruktur genauer betrachten und Antworten auf die sich aufdrängenden Fragen finden. Teil 3 beschreibt, woraus der Strom der Wiener und Wienerinnen erzeugt wird .

Die folgenden Teile im Überblick >>>

Foto:

Nach einem langen Winterspaziergang oder einem Besuch am Christkindlmarkt sind Hände und Füße oft durchgefroren. Zu Hause heißt es dann: Licht an, Heizstrahler an, Wasserkocher an. Woher kommt aber der Strom, den fast zwei Millionen Wiener und Wienerinnen täglich verwenden, und woraus wird er erzeugt?

13 Stromanbieter

In der Bundeshauptstadt können Stromendkunden seit der Liberalisierung des Strommarktes im Jahr 2001 zwischen 13 verschiedenen Stromanbietern wählen. Nur wenige Kunden haben aber bisher von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, den Stromlieferanten zu wechseln: Wiens größter Anbieter Wien Energie versorgt auch nach der Liberalisierung mehr als 90 Prozent der Wiener und Wienerinnen mit Strom. Zu den 1,2 Millionen Kunden zählen sowohl Privathaushalte als auch Betriebe.

Das mangelnde Interesse am Wechsel des Stromanbieters könne auch daran liegen, dass viele Kunden gar nicht über ihre Rechte wüssten, sagt e-control-Pressesprecherin Bettina Ometzberger. "Dabei kann man sich gut 100 Euro pro Jahr sparen, wenn man den Stromanbieter wechselt."

"Eigenerzeugung" und Zukauf

Woraus wird nun der Strom der Bundeshauptstadt erzeugt? Grob gesagt besteht beim Marktführer Wien Energie etwas weniger als die Hälfte des Stroms aus "Eigenerzeugung". Das heißt, der Strom wird direkt vom Produzenten Wienstrom gekauft. Etwas mehr als die Hälfte des Gesamtstroms besteht aus extern zugekauftem Strom. Wie viel Strom von anderen, externen Lieferanten zugekauft wird, hängt von den sich verändernden Marktpreisen ab: Strom wird dann zugekauft, wenn er günstiger ist als jener aus Eigenerzeugung.

52 Prozent erneuerbare Energieträger

Im Jahr 2007/2008 entstammte der Großteil des verkauften Stromes, nämlich über 52 Prozent, aus erneuerbaren Energieträgern. Davon machte die Wasserkraft rund 44 Prozent aus. Diese Form der Stromerzeugung hat in Wien Tradition: Schon in den 1920-er Jahren wurden in der Bundeshauptstadt sechs kleine Kraftwerke gebaut. Wasserkraftwerke, die Strom für Wien erzeugen, stehen zum Beispiel in Nussdorf und Opponitz. Bekannter sind die Donaukraftwerke Greifenstein und Freudenau, an denen Wien Energie Strombezugsrechte von 12,5 Prozent besitzt.

Wind, Sonne und Biomasse

Der übrige Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien setzt sich aus Wind- und Sonnenenergie (3,6 Prozent), Biomasse (3,4 Prozent) und sonstiger Ökoenergie (1 Prozent) zusammen. Im Oktober 2005 wurde etwa der Windpark Steinriegel in der Oststeiermark fertig gestellt. Er steht auf rund 1.600 Meter Seehöhe und ist damit einer der am höchsten gelegenen Windparks in Europa. Zehn Windkraftanlagen versorgen rund 13.600 Wiener Haushalte mit Strom.

Photovoltaikanlagen zur Stromerzeugung

Der sauberste Strom kommt aus der Solarenergie: Die Anlagen sind leise, es fallen weder Abfallstoffe noch Emissionen an. Photovoltaikanlagen, die Strom durch Umwandlung von Lichtstrahlung erzeugen und ihn direkt ins öffentliche Netz speisen, sind etwa am Vienna International Center oder an einer Lärmschutzwand am Margaretengürtel angebracht.

Das größte Wald-Biomassekraftwerk Europas

Strom durch Biomasse heißt es seit rund drei Jahren in Wien-Simmering: Dort wird im größten Wald-Biomassekraftwerk Europas Holz in Strom und Wärme umgewandelt. Dadurch werden fossile Brennstoffe im Ausmaß von rund 72.000 Tonnen Steinkohle, rund 47.000 Tonnen Heizöl oder rund 40.000 Tonnen Erdgas eingespart.

Restwärme nutzen

Neben den erneuerbaren Energieträgern werden fast 48 Prozent des Stroms aus kalorischen Kraftwerken gewonnen. Diese produzieren elektrische Energie durch Verbrennung von Erdgas. Durch die Kraft-Wärme-Kopplung, also Nutzung von Restwärme bei der Stromproduktion, erzeugen sie zusätzlich Fernwärme. Kalorische Kraftwerke stehen etwa in Simmering, Donaustadt oder Leopoldau.

Bis zu 43 Prozent der Stromkosten sparen

Eine Frage, die sich viele Kunden stellen, lautet: Wie kann ich im Haushalt aktiv Strom und damit Geld einsparen? Laut der Regulierungsbehörde e-control kann ein durchschnittlicher Haushalt jährlich rund 1.100 Euro einsparen, wenn er effizient mit Energie umgeht. Der durchschnittliche Energieverbrauch eines Drei-Personen-Haushalts setzt sich vor allem aus Heizung und individueller Mobilität zusammen. Der Stromanteil macht zwar vergleichsweise wenig, nämlich rund 15 Prozent des gesamten Verbrauches, aus. Wer aber effizienter mit dem Stromeinsatz im eigenen Haushalt umgeht, kann laut e-control bis zu 43 Prozent der Stromkosten sparen.

Haushaltsgeräte sind Stromfresser

Fragt sich nur noch, wie das Sparen am besten funktioniert? Nachdem Haushaltsgeräte für zwei Drittel der Stromkosten verantwortlich sind, sollte genau hier angesetzt werden. Das bedeutet erstens, sich neue, effizentere Geräte anzuschaffen und zweitens, durch richtiges Verhalten Energie zu sparen. Ein neuer Kühlschrank oder eine neue Waschmaschine kosten zwar auf den ersten Blick viel Geld, auf lange Sicht rentiert sich ein Kauf aber nicht nur umwelttechnisch sondern auch finanziell. Beim Neukauf sollte man darauf achten, dass Klasse A für einen niedrigen, Klasse C bereits für einen hohen Energieverbrauch steht. Durch das EU-Label kann man Produkte besser miteinander vergleichen.

Kleine Maßnahmen, große Wirkung

Außerdem können sich schon einfache Maßnahmen auf der Stromrechnung groß auswirken: Der Deckel auf dem Kochtopf spart pro Kochvorgang bis zu 50 Prozent Energie, das Backrohr sollte man nur öffnen, wenn unbedingt nötig, den Kühlschrank auf die richtige Temperatur von sieben Grad Celsius einstellen. Auch für den Kühlschrank gilt, dass man ihn nicht zu häufig und zu lange öffnen sollte, außerdem keine heißen Speisen hineinstellen und Gefrierfächer regelmäßig abtauen.

Wer einen Geschirrspüler hat, sollte diesen auch nutzen, denn das Geschirr mit der Hand abzuwaschen verbraucht mehr Warmwasser als ein moderner Geschirrspüler. Außerdem sollte man das Gerät erst einschalten, wenn es voll ist und das Geschirr nicht mit der Hand vorspülen. Auch für die Waschmaschine gilt: Zweimal das „halbvoll" Waschprogramm verbraucht mehr Energie als einmal das Vollprogramm. Außerdem hilfreich: auf die Vorwäsche und auf den Trockner verzichten. Wichtig ist auch, das Flusensieb regelmäßig zu reinigen. (Maria Kapeller, derStandard.at, 15.12.2009)