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Der Einfall ist originell, die Umsetzung perfekt: Bilderbuchautorin Kathrin Schärer lässt sich bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, zeigt, wie eine Geschichte entsteht, wie sie sich entwickeln kann. "Ich zeichne einen langen Zug, einen Zug mit vielen Wagen. Ist das schon eine Geschichte? Schau her, ich erzähl dir mehr", schreibt sie. Und die Leserschaft ist live dabei. Wie das geht? Zu Beginn blickt man ebenso wie die Autorin auf ein leeres Blatt Papier. Ein Stift in der Hand, die Malutensilien daneben. Dann ist der Zug fertig gezeichnet. Daneben liegt ein Zettel mit ebendem zitierten Text. Die Geschichte Johanna im Zug kann beginnen. Schärer wechselt die Perspektiven, lässt die gezeichneten Figuren miteinander sprechen und redet selbst kräftig mit. Sie malt dem Schweinchen auf der Zugfahrt ein Hemd, ärgert es damit, weil sie diesem ein Blümchenmuster verpasst. Kleiner geschnittene Seiten sorgen an manchen Stellen dafür, dass die Geschichte zusätzlich Fahrt bekommt.

Oder Schärer lässt die Geschichte kurz "zurückfahren", um so einen neuen Fortgang zu ermöglichen. Dabei kann einem etwas schwindlig werden. Gedacht ist das Buch für Kinder ab dem fünften Lebensjahr. Für manche von ihnen könnten die Volten zu viel werden. Andererseits: Welches Kind sieht sich ein Buch nur einmal an? Am Ende des Buches scherzt die Autorin schon über eine Fortsetzung: "Ein Schiff fährt den Fluss runter ...", schreibt sie. Aber das sei, wie sie selbst zugibt, "eine andere Geschichte". (Peter Mayr, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5./6.12.2009)